Humor als Waffe

„Keep Smiling - Humor als Waffe“ lautet der Titel einer Ausstellung der Intro Graz Spection in der Multimedialen Sammlung im Grazer Joanneumsviertel. Sie will zeigen, wie schlagkräftig Humor auch in Krisen- und Kriegszeiten sein kann.

Lächeln ist die eleganteste Art, seinen Gegnern die Zähne zu zeigen - dieses Zitat des deutschen Kabarettisten Werner Finck aus der Zeit des Nationalsozialismus steht über der Ausstellung von Christian Marcziks Intro Graz Spection, für die Kurator Emil Gruber weltweit hunderte Exponate zusammengetragen hat.

Krokodil frisst Hittler

Intro-Graz-Spection

Blatt aus 40-teiligem Mappenwerk The Whip von Kostas Romanos, Ägypten 1944

Thema war kaum mit Lachen verbunden

„Die Hauptidee war, dass bis heute generell die ganze Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges kaum mit dem Thema Lachen verbunden wurde. Das war der Ausgangspunkt, erstmals zu zeigen, wie umfangreich das Thema war und wie viele Leute sich schon damals damit auseinandergesetzt haben, egal, ob das jetzt innerhalb des Nationalsozialistischen Reiches, im Widerstand oder von außen war“, sagt Gruber.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 11.12.2014

Ein ägyptischer Künstler zeichnete Hitler im Maul eines Krokodils, ein polnischer Zwangsarbeiter skizzierte in der Gefangenschaft den Diktator heulend auf einem Trümmerfeld, der „Struwwelhitler“ als Buch oder Hitler als Bastelbogen: Zeichnungen, Zeitungen, Bücher, Fotos, Cartoons, Spielkarten, Filme und Musik - vieles davon ist erstmals in einer Ausstellung zu sehen.

Sparschwein mit Hitler-Gesicht

Im Rahmen der Kriegsanleihen-Sammlung in Amerika sollen ein Paar Gustostücke entstanden sein, welche die Leute motivieren sollten: „Eins ist zum Beispiel ein kleines Sparschwein, dass ein Hitler-Gesicht trägt und das damals jedes Mal, wenn man eine Münze hineingeworfen hat, laut aufgequiekt hat“, sagt Gruber.

weinender Hitler

Intro-Graz-Spection

Blatt aus HITLERIADA FURIOSA von Stanislaw Toegel, Deutschland 1946

Jüdisches Kind zierte Nazi-Zeitung

Ein weiteres Stück, das Gruber sehr schätzt, ist seiner Meinung nach auch der subversivste Teil der gesamten Ausstellung: Es handelt sich dabei um die Arbeit eines deutschen Fotografen. „Dieser Fotograf hat 1935, also mitten in der Zeit des Nationalsozialismus, den Auftrag für eine Zeitung namens ‚Sonne im Haus‘ bekommen, ein klassisches arisches Mädchen zu fotografieren. Er hat sich die Bösartigkeit angetan, dass er zu einer jüdischen Familie gegangen ist und dort ein jüdisches Kind porträtiert hat. Das Kind war so süß, dass die Nazis, die vom Hintergrund natürlich nichts gewusst haben, dieses Kind auf der Titelseite ihrer Zeitung gebracht haben. Der Fotograf hat erst nach dem Krieg kundgetan, was er da für Chuzpe gehabt hat, und das Schöne daran ist, dass die ganze Familie den Krieg überlebt hat“, meint Gruber.

Affe in Uniform

Intro-Graz-Spection

Die Entwicklung der Menschheit. Vom Menschenaffen zum Affenmenschen / Abbildung aus De Notenkraker, 1915, Niederlande, Grafik: Albert Hahn

Humor als Waffe und Überlebensstrategie

Der Großteil der Exponate behandelt die NS-Zeit, aber der zeitliche Bogen spannt sich von 1914 mit den ersten Propagandafilmen bis 1964, in die Zeit des Kalten Krieges mit der verharmlosenden Propaganda der USA zur Atombombe oder einem Ausschnitt aus Stanley Kubricks Meisterwerk „Dr. Seltsam“.

Humor als Waffe und letztendlich als Überlebensstrategie, so Gruber: „Der fangt natürlich bei dumpfem Witz und Häme genauso an, wie er auch auf der anderen Seite in subtiler und feinsinniger Satire endet. Ich glaube, es ist ein wichtiger Bestandteil, dass man so eine Zeit auch überlebt, und daher gehört auch auf so etwas der Fokus geworfen, ohne dass man versucht, irgendetwas aus dieser Zeit zu verniedlichen.“

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