Wenn Schauspieler das Schauspielhaus besetzen
Das Ensemble macht das Publikum zum Kollaborateur, gründet eine durchaus launenhafte Kommune und die Vision eines Theaters als Ort der Selbstreflektion, des politischen Diskurses und der Frage: Wie wichtig ist das Individuum?
Auf der Suche nach Gemeinschaft
„Wir wachsen in einer Gesellschaft auf, die uns glauben lässt, das Individuum sei das wichtigste, und wir versuchen nun, eine Verbindung untereinander aufzubauen, um Teil von etwas zu sein, ohne dabei nationalistisch oder patriotisch zu werden. Aber ich denke, das Gemeinschaftsgefühl fehlt sehr in unserer Gesellschaft“, so Yael Ronen. Der kollektive Arbeitsprozess macht das Ensemble hinter den Kulissen zu einer realen Gemeinschaft, lässt sie doch Geschichten und Emotionen der Darsteller in die Stück-Entwicklung einfließen.
Schauspielhaus Graz/Lupi Spuma
Wie notwendig ist Theater?
Für die Nestroy-Preisträgerin ist das Theater seit ihrer Kindheit Kommunikator und Lebensraum: „Ich werde immer Theater machen, für mich ist es eine Notwendigkeit - die Frage ist, ob es für das Publikum auch notwendig ist, ob die Menschen für das Theater kämpfen würden und Theaterkunst wichtig bleibt, speziell wenn es von öffentlichen Geldern finanziert wird“, so die Regisseurin.
Schauspielhaus Graz/Lupi Spuma
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 19.12.2014
Das Ensemble sieht sich nicht nur im Stück als Gemeinschaft, weiß Schauspieler Jan Thümer: „Was die Arbeit hier in Graz in den letzten Jahren geprägt hat, war eine hohe Kollegialität und ein hoher Respekt - und davon handelt dieser Abend auch, und davon ist auch die Arbeit von Yael Ronen sehr bestimmt, dass man sich respektiert, dass man sich unterstützt, dass es nicht darum geht, wer im Zentrum spielt.“
Schauspielhaus Graz/Lupi Spuma
Mit viel Selbstironie
Und außerdem: Wie bei „Hakoah Wien“ kommt auch bei „Community“ der Spaß nicht zu kurz - so gibt Ronen ihren Schauspielern neben tiefen Monologen viel Selbstironie mit auf den Weg.