Frischmuths „unwiderstehlicher Garten“

„Mir ist klar, dass die Bewohner des Gartens wesentlich besser über mich Bescheid wissen als ich über sie“, sagt Barbara Frischmuth zu ihrem neu erschienenen Buch „Der unwiderstehliche Garten“.

In dem Buch erzählt sie unter anderem von dem Versuch, den eigenen Garten in Bad Aussee zu verkleinern, um draufzukommen, dass kehr-um-die-Hand neue Setzlinge gekauft werden oder dass Umpflanzen nicht einfach umpflanzen bedeutet.

"Der unwiderstehliche Garten"

Aufbau Verlag

„Der unwiderstehliche Garten“ von Barbara Frischmuth (ISBN 978-3-351-03585-3) ist im Aufbau-Verlag erschienen und kostet rund 25 Euro

„Gar nicht eindeutig erklärbar“

„Man kommt drauf, dass alle Lebewesen die unterschiedlichsten Strategien entwickelt haben, um zu überleben, um sich an die jeweils herrschenden Umstände anzupassen. In der Evolutionstheorie ist alles ziemlich genau aufgelistet, aber selbst darüber hinaus gibt es noch Verhaltensweisen, die evolutionsgeschichtlich gar nicht eindeutig erklärbar sind. Man glaubt gar nicht, wie raffiniert das Leben in all seinen Formen vorgeht, um sich und die Seinen in der Welt weiter zu bringen.“

„Pflanzen sind modular aufgebaut“

Dementsprechend lautet der Untertitel des Buches „Eine Beziehungsgeschichte“, was bedeutet, dass uns Barbara Frischmuth mit gewohnt literarischer Finesse auch ein pflanzen-neurobiologisches Beziehungsgeflecht vor Augen hält: „Man hat immer nach dem Gehirn gesucht, und nachdem die Pflanzen kein Gehirn, keine Lungen und keinen Magen haben, hat man immer gesagt: Die können nur blöd sein. Dass aber Pflanzen modular aufgebaut sind und in all ihren Teilen Wahrnehmungsrezeptoren haben, auf das kommt man erst jetzt so langsam drauf. Es gibt die erstaunlichsten Experimente“, so Frischmuth weiter.

„So unkeusch kann es nicht sein“

Dass Pflanzen zwar schön, aber dumm seien, lässt sie daher nicht gelten: „Das ist ein absoluter Trugschluss, und es spricht nicht sehr für den Menschen, dass er andere Lebewesen a priori für blöd hält, nur weil sie seinem eigenen Schema nicht entsprechen. Der berühmte Taxonom der Pflanzen, Carl von Linné, ist vor Gericht gestanden, weil er über die Vermehrung, also den Sex der Pflanzen, geschrieben hat. Man hat in dieser prüden Zeit, auch auf Universitätsbasis gesagt: So unkeusch kann das gar nicht zugehen und hat ihn dafür verurteilt.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 25.2.2015

„Wood Wide Web“

Descartes habe gesagt: No brain, no pain. „Also, wenn ein Hund jault, ist das ein Reflex, aber es ist nicht feststellbar. Und solche Vorurteile hat es natürlich unendlich viele gegeben. Erst wenn man weiß wonach man sucht, oder Anhaltspunkte hat, bewegt sich auch die Forschung in eine solche Richtung. Ich finde gerade in unserer Zeit, wo das Internet doch so eine große Rolle spielt, kommt man drauf, dass Pflanzen so eine Art von Vernetzung schon sehr lange haben. Es heißt ja auch das ‚Wood Wide Web‘, wie Pflanzen und Bäume miteinander kommunizieren.“

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