„Yorick stirbt“ in einer zertrümmerten Welt

Der Theaterdirektor Hubert „Hubsi“ Kramar bittet einen Schauspieler und einen Dichter in sein Theater - gilt es doch, eine Theaterwelt zu zertrümmern - so der Plot zu „Yorick stirbt“ von Joachim Vötter, zu sehen im dramagraz.

„Yorick stirbt“ entstand, nachdem der Wiener OFF-Theater-Star Kramar, der fast alle Theaterstücke Vötters auf seine Bühne hob, das eigene Theater schließen und die Kulisse - eine riesige Weltkugel - auf den Müll musste.

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Abrechnung mit Vergangenem

Keine zynische, vielmehr eine philosophische Abrechnung mit Vergangenem und der Realität - mit viel Selbstironie. Autor Joachim Vötter meinte: „Es ist eine Form des Rückblickes und zwar durch die Schließung des Theaters Hubsi Kramar. Es hat sich tatsächlich so zugetragen, dass wir das Bühnenbild zerstören mussten, und ich hab’ mir gedacht, man könne aus dieser Zerstörung auch wieder etwas Gutes entstehen lassen - einen positiven Blick nach vor.“

„Nicht frei von patriarchalen Mustern“

Hubsi Kramars Paraderolle als Hitler am Opernball darf da nicht fehlen: „Es ist komisch, denn ich kam durch Zufall zu dieser Rolle, und es war für mich eigentlich mehr den Hitler in mir selber zu suchen. Man ist ja nicht frei von diesen patriarchalen Mustern des faschistoiden Charakters - wir sind lebende Geschichte.“

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Ilse Amenitsch berichtet über „Yorick stirbt“ im dramagraz

„Vielleicht Massenmörder oder Folterer“

Anhand der Lage in der Ukraine sehe man, wie die Dinge immer wieder in Spiralen auf einer anderen Ebene stattfinden würden: „Insofern ist es für mich die große Frage, inwieweit ich selber nicht so ein Unterdrücker bin. Es ist irrsinnig leicht, über einen Menschen herzuziehen, uns selbst sehen wir nicht. Wir würden gerne nette, liebe Leute sein, sind aber vielleicht Massenmörder oder Folterer. Wir wissen es nicht, und das sind die Spuren, die ich dabei suche.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 27.2.2015

„Kann viel nachdenken“

Kramar - froh, im echten Leben nicht mehr Theaterdirektor zu sein - ergänzte: „Aber zu spielen, das ist mein Leben, und daher geht es mir sehr gut. In dem Stück ist es vor allem spannend, weil ich sehr viel nachdenken kann. Es ist mir wieder sehr viel zu Bewusstsein gekommen.“

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Mit Motorsäge und Hacke ans Werk

Daniel Doujenis als der Schauspieler und Markus Kofler als Dichter träumen nicht nur vom gemeinsamen Welterfolg, sie gehen mit Motorsäge und Hacke frisch ans Werk. Regisseur Ernst M. Binder: „In der Regel wacht man ja in der Früh auf, schlägt die Zeitung auf, und die Welt ist zertrümmert.“

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„Weiter machen mit dem Weltzertrümmern“

„Man geht hinaus auf die Straße und sieht, dass die Welt zertrümmert wird. Dann geht man am Abend ins Theater, und da wird schon wieder die Welt zertrümmert. Eigentlich müsste man hinaus gehen und sich aufhängen, aber da ja Schauspiel etwas ist, das sozusagen unsere Überleben möglich macht, geht man hinaus, und denkt sich, OK, morgen weiter machen mit dem Weltzertrümmern“, so Binder.

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