„Social Media 1900“ - die Postkarte im Museum

„Social Media 1900“ nennt sich eine Postkarten-Ausstellung, die im GrazMuseum zu sehen ist. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur die bunten Bilder auf der Vorderseite, sondern auch, was und wie sich damals die Menschen via Postkarte mitgeteilt haben.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 10.3.2015

Es geht um Kommunikation zu einer Zeit, als das Internet noch lange nicht erfunden war und es in Graz gerade einmal zwei öffentliche Telefonsprechstellen gab.

In der kompakten Schau im Balkonzimmer des GrazMuseums sind einige hundert Postkarten ausgestellt. Ein Teil der fast 30.000 Postkarten, die das Museum besitzt und die alle wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Gemeinsam mit dem „Photoinstitut Bonartes“ in Wien, wurde die Schau erarbeitet, die die Postkarte als Kommunikationsmittel der Jahrhundertwende untersucht.

Social Media 1900 Postkarte

GrazMuseum

Bis zu vier Mal pro Tag

Die unglaubliche Popularität der Postkarte anno dazumal, lasse sich mit dem Funktionieren der Post in dieser Zeit auch erklären, sagt Kuratorin Monika Faber: „Bei einer Postzustellung von vier Mal pro Tag in Graz ist es etwas ganz anderes. Da kann ich in der Früh schreiben, und habe zu Mittag die Antwort. So viel Unterschied zu SMS in der Frequenz ist da gar nicht.“

Billig für die Massen

Die Postkarte als Massenkommunikationsmittel der Jahrhundertwende hatte auch deshalb so großem Erfolg, weil es das billigste Kommunikationsmittel war. Ein Telefonat innerhalb von Graz kostete damals beispielsweise das fünfache einer Postkarte, ein Telefonat nach Wien sogar das Fünzigfache.

Aber nicht nur, weil es billig war, setzte sich die Postkarte durch, der Chic lag auch in einer neuen Form der Kommunikation, der den Nerv der Zeit damals traf, so Kuratorin Eva Tropper: „Dass sie eben ein kurzes Format waren, für Leute, die nicht mehr so viel Zeit haben, ein Format, das man beiläufig verwenden konnte, das man mit dem Bleistift schreiben konnte - das hat den Leuten damals sehr entsprochen, Und das Medium hat sich sehr schnell und im großen Ausmaß durchgesetzt.“

Vom Flirt zur Liebesgeschichte

Die Postkarte revolutionierte auch den Umgangston untereinander und besonders zwischen des Geschlechtern. „Es war ein Medium des Flirtens, Es war möglich, Leuten, die man kaum kannte, zu schreiben. Es war ein Medium der sozialen Vernetzung und ein Medium, mit dem auch Männer und Frauen sehr viel leichter miteinander in Kontakt kamen. Wir haben einige Texte in der Ausstellung, wo man das auch sehr gut sehen kann. Wir haben auch einen sehr schönen Bestand, wo sich eine Liebesgeschichte in Postkarten erzählt“, so Tropper.

So sind die Postkarten also eine Art Vorläufer der modernen Nachrichtendienste von heute und haben damals die Kommunikation zur Jahrhundertwende stark gewandelt. Zu sehen ist die Ausstellung „Social Media 1900 - Illustrierte Postkarten und Ihr Gebrauch“ bis 17. August im GrazMuseum.

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