Die eigenartige Welt der Wildbienen

Rund 400 Wildbienen-Arten gibt es in der Steiermark. Mit der Honigbiene haben sie wenig gemein - die meisten erkennt der Laie gar nicht. Die wilden Bienen sind Einzelkämpfer, lieben Löwenzahnbäder und hassen Rasenmäher.

Wildbienen

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Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 24.6.2015

Biene ist nicht gleich Biene - schließlich ist die Maja ja auch die Maja und nicht der Willi. Wenn man von „den Bienen“ redet, dann meint man meist „apis melifera“, die Europäische Honigbiene, aber schon von der gibt es gut 25 Unterarten. Richtig diffizil wird es erst, wenn man die um vieles größere Gruppe der Wildbienen betrachtet: An die 400 verschiedene Wildbienen gibt es allein in der Steiermark.

Unter Naturschutz

„Sie stehen unter Naturschutz, aber über den wirklichen Zustand der Wildbienen-Population kann man nur sehr wenig sagen“, so Biologe Michael Rubinigg. Das sei so, weil es nur ganz wenige Menschen gibt, die sich mit Wildbienen wirklich auskennen. Michael Rubinigg ist so einer: Als Imker und Lehrer an der steirischen Imkerschule schuf er am westlichen Stadtrand von Graz Wildbienen ein Zuhause. „Zum Beispiel für die gehörnte Mauerbiene. Das ist ein einfacher Holzquader mit Löchern drinnen, selbst gebaut“, so der Biologe.

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Vorne die Männchen, hinten die Weibchen

Manche dieser Löcher sind verschlossen - da legte eine weibliche Wildbiene ihre Eier rein. „Die Eier sind hintereinander angelegt, sie fängt ganz hinten an, dann macht sie mit Lehm eine Trennwand, dann sucht sie Polle und Nektar, und dann legt sie ein Ei rein. Danach macht sie die nächste Zelle. Acht, neun, zehn Eier legt sie. Hinten sind die Weiberl und vorne die Manderln“, so Rubinigg.

Sammeln nur für die eigene Brut

Im Gegensatz zu Honigbienen leben Wildbienen allein, bilden also keine Staaten und produzieren auch keinen Honig. Was sie sammeln, ist ausschließlich Nahrung für die eigene Brut. „Das ist reines Nektar-Pollen-Gemisch. das ist kein Honig. Als Manesch kann man das essen, aber es würde mir fast leidtun, ihnen das wegzuessen.“

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Fürs Laienauge schwer zu entdecken

Um Wildbienen zu beobachten, ist es im Sommer fast schon zu spät - ihre Hauptzeit ist der Frühling, wenn die Bäume und Sträucher in voller Blüte stehen, und auch dann braucht es einige Übung, um sie zu finden, so der Biologe: „Die würde man wahrscheinlich als Laie erst gar nicht als Biene ansprechen. Sie sehen anders aus, sind kleiner, sind oft ganz schwarz oder anders gefärbt, aber es sind Bienen. Es ist schön, wenn sie sich zum Beispiel im Löwenzahn wälzen, ein Bienenbad nehmen, dabei kann man sie dann beobachten.“

Gutes für Wildbienen

Wer Wildbienen Gutes tun will, muss nicht um manchmal recht teures Geld eines dieser sogenannten Insektenhotels kaufen - da gilt leider oft: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. „Ein Ziegelstein mit vier mal vier Zentimeter großen Löchern drinnen ist schön, aber da passt keine Biene rein, das ist viel zu groß“, so der Experte. Stattdessen sollte man im eigenen Garten tunlichst auf die chemische Keule verzichten und vielleicht einmal die Finger vom Rasenmäher lassen: „Es reicht oft, wenn man im Garten vielleicht zwei Mal im Jahr nur mäht. Wenn mähen, dann nicht mit dem Rasenmäher, da ist witzigerweise ein Unterschied. Damit kann man Wildbienen oft schon sehr helfen.“

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