Vordernberg a la Tarantino

Im Schubhaftzentrum in Vordernberg finden derzeit auch Syrien-Flüchtlinge Unterschlupf - in diesem durchaus kafkaesken Rahmen ist „Black Moonshine“, das aktuelle Stück des Grazer Theaters im Bahnhof (TiB), angesiedelt.

Vordernberg ist ein typisches Beispiel für den Strukturwandel in der obersteirischen Eisen- und Stahlindustrie: Waren die Wohnungen hier vor 100 Jahren noch so teuer wie an der Wiener Ringstraße, stehen heute viel zu viele Gebäude leer - viele ziehen weg.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 2.10.2015

Das Schubhaftzentrum, das von einer privaten Sicherheitsfirma betreiben wird und damit Kommunalsteuerpflichtig ist, bedeutet einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls für die Gemeinde - das erfuhren auch die Ensemblemitglieder, die für „Black Moonshine“ wochenlang im Ort recherchierten: „Es ist die größte Investition, die in Vordernberg seit 1871 - seit hier die Eisenbahn gebaut wurde - getätigt wurde, und das wirkt sich aus“, sagt etwa Rupert Lehofer.

"Black Moonshine"

Theater im Bahnhof

Reales Anhaltezentrum - fiktionale Schnapsbrennerei

Das reale Anhaltezentrum und eine fiktionale, illegale Schnapsbrennerei in der gerade einmal etwas mehr als 1.000 Einwohner zählenden Gemeinde Vordernberg sind das reichlich skurrile Fundament, auf dem das Stück aufbaut.

Auf die Frage, was „Black Moonshine“ eigentlich ist, sagt Lehofer: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass es eine Leinwandperformance ist, aber es ist der Versuch, eine Leinwand als Bühnenbild zu verwenden und trotzdem ein Theaterstück zu spielen.“

Auf dieser Leinwand ist ein vorproduzierter Film zu sehen, in dem eine geheimnisvolle Fremde nach Vordernberg kommt und in ihrem Koffer mehr als nur Wechselwäsche mitbringt - und mit dieser virtuellen Filmfigur müssen die realen Schauspieler interagieren.

Eindimensional - und dann doch sehr komplex

Interessant ist auch der Soundtrack zum Film - hier studierte jemand Tarantino: „Die Helden bei Tarantino sind sehr eindimensionale Helden, die sagen, das ist das Problem, da schieß’ ich um mich, jetzt ist es gelöst. Und wir wollten das als Grundlage für die Auseinandersetzung mit dieser extrem komplexen Situation nehmen, und so ist unsere Storyline ein extrem eindimensionaler, ganz banaler Filmplot, und am Schluss weiß man warum“, so Lehofer.

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