Über die Faszination des Krieges

Die Portraits des Kriegsfotografen Anthony Loyd bilden die Basis des Theaterstücks „Cactus Land“ im Grazer Schauspielhaus. Es geht dabei um die Faszination des Krieges und die Frage der Verantwortung.

„Die beste Erfahrung, die ich je gemacht habe“, erzählt der Kriegsfotograf stolz dem Zimmermädchen. In einem Hotelzimmer blickt er auf den Kick, mittendrin zu sein, aber auch auf die eigene Hilflosigkeit zurück: Im Bosnienkrieg bunkerte sich der Elite-Universität-Abbrecher 1992 nach einem Foto-Crashkurs monatelang mit Journalisten in Sarajevo ein - ohne Strom, ohne Heizung.

Cactus Land

Lupi Spuma

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 23.10.2015

„Ich glaube, diese Faszination für den Krieg darf man nicht verleugnen. Es ist einfach ein Tabu, dass Menschen den Krieg geil finden“, sagt Regisseurin Lily Sykes. Sie lässt auf vielen Ebenen die Geister der Vergangenheit los, die weit in die Gegenwart reichen - von der britischen Kolonialzeit bis zur aktuellen Flüchtlingsfrage.

Die Frage der Verantwortung

„Jetzt hat David Cameron gesagt, dass man im nächsten Jahr nur 20.000 Flüchtlinge aufnimmt - das ist für mich Wahnsinn im Vergleich zu den Zahlen hier in Österreich. Das ist auch etwas, das für mich in diesem Stück irgendwie mitspielt. Diese Frage nach der Verantwortung. Wie geht man auch mit seiner eigenen Geschichte um?“, erklärt die Regisseurin.

Cactus Land

Lupi Spuma

Dazu kommt eine ganz persönliche Komponente: Sykes Mutter war als Kriegsjournalistin ebenfalls in Bosnien - heute ist sie Familientherapeutin: "Mich hat immer interessiert, was die Verbindung zwischen diesen beiden Welten ist.“

„Menschen wollen etwas tun“

Wo immer zwei Menschen aufeinander treffen, bricht Krieg aus, heißt es im Stück „Cactus Land“, benannt nach T.S. Eliots Gedicht „Hollow Man“, das vom Chor im Trauerflor gesungen wird. Es gehe ihr nicht um Schuldzuweisung, sagt Sykes, sondern im Endeffekt darum zu zeigen: „Menschen wollen etwas tun. Ich glaube, mitten in diesem Schlechten ist ein Versuch, irgendwie zu helfen.“

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