Depots: „Ersatzbank“ für Sammlungsobjekte

In österreichischen Museen sind mehr als 90 Prozent der Sammlungen nicht ausgestellt - sie liegen in den Depots. Im GrazMuseum macht der Wiener Fotograf Stefan Olah diesen Backstage-Bereich der Museen nun sichtbar.

Sie lagern quasi auf der Ersatzbank des Ausstellungswesens: Die Tausenden Objekte, die absichtsvoll oder auch zufällig in die Museen kamen und von den jeweiligen Kuratoren nicht in die ständige Schausammlung aufgenommen wurden. Stefan Olah besuchte rund 30 österreichische Museumsdepots - von der Albertina über das GrazMuseum bis zum Technischen Museum in Wien - und hielt seine Eindrücke in der Ausstellung „Schlafsäle ohne Morgen“ mit der Kamera fest.

Schlafsäle ohne Morgen

GrazMuseum/Stefan Olah

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 12.11.2015

Keine Inszenierung

Das GrazMuseum zeigt eine Auswahl der fotografischen Einblicke nun im offenen Museum im Erdgeschoß. In der Ausstellung eröffnen sich ganz neue museale Kosmen, in denen gar nichts perfekt inszeniert ist: gespenstisch wirkende Steinskulpturen, geheimnisvolle Gewölbe gefüllt mit Gipsfiguren, Dinosauriermodelle zwischen Leitungsrohren im Betonbunker, Ritterrüstungen nicht ganz in Reih und Glied, Büsten en masse, Kisten, Ordner, Stellagen. Dabei verbot sich Olah jede Form der Inszenierung, des Arrangements oder auch der zusätzlichen künstlichen Beleuchtung: „Verschlossene Kisten blieben verschlossen, verhängte Skulpturen verhängt.“

Schlafsäle ohne Morgen

GrazMuseum/Stefan Olah

Ausstellungstipp:

„Schlafsäle ohne Morgen - Einblicke in Museumsdepots mit Fotografien von Stefan Olah“, zu sehen bis zum 28. März 2016 im GrazMuseum.

Die zwei Seiten des Museumsbetriebs

Olah lenke den Blick auf die zweite Seite des Museumsbetriebs, betont GrazMuseum-Direktor Otto Hochreiter: Eine Seite sei jene des Präsentierens und Vermittelns, die geprägt sei von glänzenden Ausstellungen, astronomischen Versicherungswerten und sich jeweils übertrumpfenden Besucherzahlen; die gleichermaßen bedeutsame andere Seite und Kernaufgaben des Museums - die des Sammelns, Bewahrens und Forschens - kämen meist nur im Katastrophenfall in die Schlagzeilen, so Hochreiter. Olahs Fotografien würden nachdrücklich auf diese Bereiche des Bewahrens und ihre Besonderheiten aufmerksam machen.

Schlafsäle ohne Morgen

GrazMuseum/Stefan Olah

Im Rahmen der Ausstellung öffnet aber auch das GrazMuseum zumindest punktuell sein eigenes Museumsdepot: Am 4. Dezember und 29. Jänner können Besucher das Sammlungsdepot in Graz-Andritz erkunden; bei Bedarf werden weitere Termine angeboten, hieß es am Mittwoch.

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