Hartmut Skerbisch: „Das Paradies der Untergang“

Hartmut Skerbisch gilt als einer der interessantesten Medienkünstler der Steiermark. Im Grazer Kunsthaus ist nun eine Retrospektive unter dem Titel „Das Paradies der Untergang“ zu sehen.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 19.11.2015

Das wohl bekannteste Werk des 2009 verstorbenen Hartmut Skerbischs steht seit über 20 Jahren vor der Grazer Oper: die Statue „Lichtschwert“.

Lag bis jetzt vor allem seine Schaffenszeit skulpturaler Arbeiten im Scheinwerferlicht, „so ist es hier eher die Zeit davor, die aber sehr stark in Verbindung damit steht. Hartmut Skerbisch hat bereits als Architekturstudent Ende der 60er-Jahre ganz zentrale Arbeiten gemacht, und diese Überlegungen als Architektur-Student, die ihn dann ganz intensiv mit der Thematik des Raumes und der Realitätswahrnehmung in Verbindung brachten, die sieht man in diesen frühen Arbeiten“, sagt Kurator Günther Holler-Schuster.

Neue Raumfindung

So konzentriert sich die Schau auf Medienarbeiten, „die für Skerbisch eine Möglichkeit einer neuen Raumfindung und einer neuen Definition eines Raumes - elektronischer Raum, digitaler Raum - dargestellt haben. Das waren Entwicklungen, die damals international in vielen Bereichen - nicht nur in der bildenden Kunst - absolut aktuell waren, und somit war das eine Chance, seine Ideen im Bereich Video, im Bereich Medienkunst zu erweitern“.

Hartmut Skerbisch - Medienarbeiten

Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Die ganze Welt in einer Nussschale

In diese Ideen kann man anhand von originalen und medial einsehbaren Werktagebüchern eintauchen. Zentrale Installation ist dabei die 1969 konzipierte Arbeit „Putting Allspace in a Notshall“ - eine Rauminstallation aus Videoelementen. Der Titel verweist als James-Joyce-Zitat auf die für Skerbisch wichtige Bezugsquelle Literatur: „Das bedeutet in der freien Übersetzung, dass die ganze Welt, dass die ganze Erfahrung komprimiert in einem kleineren Format stattfinden kann. Das können Medien, das kann der Fernseher sein, und damit entwickelt er auch eine aktive Medienkritik aus dieser räumlichen Anordnung heraus“, erläutert Holler-Schuster.

Hartmut Skerbisch - Medienarbeiten

Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

„Gedankliche Vorwegnahme des Internets“

Medienkritik mit visionärem Charakter: „Die Arbeit ist im Prinzip - so sehr sie sich auf Massenmedien wie Fernsehen, Radio etc. bezieht - doch schon eine gedankliche Vorwegnahme der Systematik des Internets. Es sind verschiedene mediale bildtechnische Einflüsse, die zu einer Realitätswahrnehmung führen.“

Eintauchen in Hartmut Skerbischs frühes Werk, seine Entwicklung und Gedankenwelt kann man bis 7. Februar im Grazer Kunsthaus. Neben Medienarbeiten sind auch die 2006 entstandene Kreisskulptur „Sphäre“ sowie die Kubusfigur aus dem Skulpturenpark zu sehen.

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