Sloweniens gestohlene Kinder

Im Zuge von Hitlers Balkanfeldzug sind rund 600 Kinder von ihren als Partisanen beschuldigten Eltern getrennt worden. Ein Dokumentarfilm erzählt die Geschichte dieser sogenannten „Banditenkinder“.

Slowenien 1941: Nach dem Balkanfeldzug der deutschen Wehrmacht besetzen die Nationalsozialisten einen Großteil des Landes. Rund 65.000 Menschen verlieren ihre Heimat; einige wehren sich - werden verhaftet, deportiert und von ihren Familien getrennt.

Die slowenische Regisseurin und Drehbuchautorin Maja Weiss erzählt nun die Geschichte ihrer Nachkommen: Rund 600 Kinder, die von der SS als „Banditenkinder“ in verschiedene Lager gebracht wurden, von wo aus sie als „Deutsche“ umerzogen werden sollten.

Filmplakat

Drustvo taboriscnikov ukradenih otrok

Das Plakat zum slowenischen Dokumentarfilm „Banditenkinder“

„Unsere Erzieher waren SS-Leute“

Als „Banditenkinder“ wurden Janez Zmavc und seine Schwester 1942 von ihrer Familie getrennt und von den Nationalsozialisten in ein Lager in Celje gebracht. Zmavcs Erinnerungen sind düster: „Reichsführer Himmmler gab Anweisungen zum Umgang mit Widerstandskämpfern und deren Angehörigen, die als Partisanen verdächtigt wurden - sie wurden schon als Geiseln erschossen.“

Während Zmavcs Mutter in Ausschwitz starb, kamen er und seine Schwester von Celje nach Frohnleiten in ein Übergangslager, von dem aus sie an regimegetreue Adoptiveltern vermittelt werden sollten: „Unsere Erzieher waren SS-Leute. Was da vorgefallen ist, kann man sich vielleicht nur denken. Tatsächlich war es das Allerstrengste, was man sich vorstellen kann“, erinnert sich Zmavc zurück.

Gegen das Vergessen

Nach seiner Befreiung 1945 kehrte er nach Slowenien zurück, wo er auf seine Schwester und seinen Vater traf. Heute ist es dem Vorsitzenden des slowenischen Vereins der Lagerinsassen und gestohlenen Kinder eine Herzensangelegenheit, die Geschichten der entführten „Banditenkinder“ nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: „Von den damals rund 600 Kindern sind wir heute rund 180. Es ist höchste Zeit, unsere Geschichte darzustellen.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 10.2.2016

Menschen wie Zmavcs dabei zu helfen, war Regisseurin Maja Weiss während der Dreharbeiten zu „Banditenkinder - die Kinder, die dem slowenischen Volk gestohlen wurden“ ein großes Anliegen: „Die Zeitzeugen sind sehr zufrieden mit dem Film, was für mich das wichtigste war. Sie empfinden den Film als ernstes Dokument; wichtig für die slowenische, europäische und Welt-Geschichte - und die darf niemals vergessen werden.“