Kaiserliche Liebe und königliche Spendierhosen

Kaiserlich & königlich geht es manchmal auch in der Literatur zu. Zwei neue Bücher über die Habsburger Maria Theresia und Franz Joseph decken nun historisch belegt und augenzinkernd so manches lüsternes Adelsgeheimnis auf.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 17.4.2016

Aus der weit über 600-jährigen Geschichte der Habsburger stechen immer wieder zwei Namen ganz besonders hervor: Maria Theresia und ihr Nachfahre, der vorletzte österreichische Kaiser Franz Joseph I., dessen Todestag sich heuer zu 100. Mal jährt. Über beide Herrscher sind nun zwei ganz besondere Bücher erschienen.

Das erste titelt mit „Maria Theresias Männer“ und stammt aus der Feder der in Mariazell geborenen Journalistin Hanne Egghardt. Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, dreht es sich um die Männer, die das Leben der Tochter Kaiser Karls VI. nicht nur als Liebhaber, sondern auch Ratgeber und Stützen prägten. Denn ganz im Gegensatz zu ihrer russischen Kollegin, Zarin Katharina der Großen, war Maria Theresia kein männerverschlingender Vamp. So war ihr Gatte, Kaiser Franz Stephan von Lothringen, sogar ihre ganz große Liebe, die sie im zarten Alter von sechs Jahren kennenlernte.

Cover

Kremayr & Scheriau

Buchtipp:

„Maria Theresias Männer“ von Hanne Egghardt (ISBN: 978-3-218-00988-1) ist im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen und kostet 24,00 Euro.

Liebe auf den ersten Blick

„Die Obersthofmeisterin der Kaiserin trat ein, verneigte sich tief und kündigte hohen Besuch an: Den Erbprinzen von Lothringen. Gemessenen Schrittes trat ein Jüngling ein, ein bildhübscher Knabe mit lustigen, dunkelblauen Augen und einem reizenden Lächeln um den kleinen Mund. Er verbeugte sich tief, trat einen Schritt zurück und blickte Maria Theresia tief in die Augen. Da war es um sie geschehen.“

Der Rest ist im wahrsten Sinn des Wortes Geschichte. Die spätere Hochzeit der beiden war - ungewöhnlich für die Zeit und die höfische Gesellschaft - eine echte Liebesheirat, die Ehe verlief trotz verschiedener Gspusi des Herrn Gemahl durchaus glücklich - oder sagen wir zumindest fruchtbar. Bekanntlich wurde Maria Theresia Mutter von 16 Kindern.

„I mog net“

Eine ganz besondere Rolle in ihrer großen Kinderschar nimmt ihr erstgeborener Sohn, der spätere Reformkaiser Joseph II., ein. Der Pepi, wie er von seiner Mama liebevoll genannt wurde, war ein lebhaftes, hübsches Kind mit strahlend blauen Augen - aber auch einem starken eigenen Willen. So war sein Lieblingssatz ein schlichtes wie bestimmtes „I mog net“.

In „Maria Theresias Männer“ portraitiert Hanne Egghart aber auch den besten Freund der Kaiserin, ihren Leibarzt, ihren Finanzberater, ihre Politiker und ihre Militärs. Alles in allem ergibt sich daraus ein sehr stimmiges Bild des Wiener Hofes im Speziellen und des Lebens im 18. Jahrhundert im Allgemeinen.

Das Pensum eines Monarchen

50 Jahre nach Maria Theresias Tod 1780 kam in Wien ein anderer Habsburger auf die Welt, der mindestens ebenso prägend für seine Zeit werden sollte. Franz Joseph Karl, Kaiser von Österreich von 1848 bis 1916, der schon von Kindesbeinen an auf seine spätere Aufgabe vorbereitet, ja vielmehr hingedrillt worden war: „Als Sechsjähriger hatte er pro Woche 18 Unterrichtsstunden und dieses Pensum erhöhte sich schnell. Schon zwei Jahre später hatte sich der Unterricht auf 36 Wochenstunden verdoppelt - und als der Erzherzog 15 Jahre alt war, waren es bis zu 55 Stunden.“

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Böhlau

Buchtipp:

„Kaiser Franz Joseph I.“ von Chrisoph Schmetterer (978-3-205-20279-0) ist im Böhlau Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.

Besonders wichtig waren für den künftigen Herrscher eines Vielvölkerstaates natürlich Sprachen: „Als erste Fremdsprache lernte Franz Joseph Französisch, später kamen Italienisch, Tschechisch und Ungarisch dazu. Außerdem erwarb er Grundkenntnisse im Kroatischen und Polnischen. Englisch hingegen lernte er Zeit seines Lebens nicht. Und in den klassischen Sprachen - Latein und Griechisch - dürfte sein Unterricht eher oberflächlich gewesen sein.“

„Nichts erspart“ geblieben

Das alles schreibt der Wiener Historiker Christoph Schmetterer in seiner aktuellen Biographie über den Herrscher, dem also schon in frühester Jugend buchstäblich „nichts erspart“ geblieben ist. Das Buch vereint leicht lesbar historische Fakten mit G’schichten und G’schichterln rund um die Person Franz Josephs. Hätten Sie das zum Beispiel gewusst: „Wie jeder Habsburger musste auch Franz Joseph ein Handwerk erlernen. In seinem Fall war es das Buchbinden. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er je einen besonderen Enthusiasmus dafür entwickelt hätte.“

Des Kaisers neue Spendierhosen

Während Franz Joseph zu sich selbst bekanntermaßen überaus spartanisch war, hat Biograph Schmetterer herausgefunden, dass der Herrscher bei seiner - sagen wir einmal Freundin - Katharina Schratt wirklich die Spendierhosen anhatte - und vielleicht auch manchmal ausgezogen hat: „Im Jahr 1911 schenkte er ihr den gewaltigen Betrag von 2,5 Millionen Kronen, heute über 13 Millionen Euro, um ihre Versorgung sicherzustellen. Außerdem zahlte er regelmäßig ihre Spiel- und anderen Schulden. Vor allem aber schenkte Franz Joseph Katharina Schratt bei jeder sich bietenden Gelegenheit teuren Schmuck.“

„Um halb vier wecken Sie mich wie gewöhlich“

Franz Joseph I. war einer der am längsten regierenden Monarchen weltweit. Als er 1916 starb, war er fast 68 Jahre lang Kaiser gewesen, hatte 17 amerikanische Präsidenten, fünf chinesische Kaiser und vier Päpste überlebt. Und so war er auch an seinem letzten Lebenstag ganz der pflichterfüllte Monarch. Seinem Kammerdiener Ketterl gab er als letzten Autrag: „Ich bin mit meiner Arbeit nicht fertig geworden. Morgen um halb vier wecken Sie mich wie gewöhlich.“

Dazu sollte es nicht mehr kommen. Kaiser Franz Joseph verstarb am 21. November 1916 kurz nach 21.00 Uhr an einer Lungenentzündug. Beigesetzt wurde er neben seiner Gattin Elisabeth in der Wiener Kapuzinergruft.

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