Über das Leben im Iran

Strenge Sitten, harte Repressionen, viel wirtschaftlicher Aufholbedarf und eine Jugend voller Hoffnung - zwischen diesen Polen findet das Leben im Iran statt. Zwei Frauen beschäftigen sich in ihren Büchern mit dieser Lebenswelt.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 24.4.2016

Nach jahrelanger Isolation ist der Iran seit einigen Monaten wieder in unseren Blickpunkt gerückt: Mitte Jänner wurden nach dem Ende des Atomstreits die internationelen Sanktionen gegen die islamische Republik offiziell aufgehoben. Es gibt immensen Aufholbedarf im wirtschaftlichen Bereich, auf den auch die Steiermark setzt - Anfang Februar besuchte eine steirische Wirtschaftsdelegation den Iran.

Bita Schafi-Neya-Buch

Braumüller Verlag

Buchtipp:

„Mögen deine Augen leuchten. Meine Reise durch den Iran“ von Bita Schafi-Neya (ISBN 978-3-99100-177-5) ist im Braumüller Verlag erschienen und kostet 21,90 Euro

Eine Journalistin und eine Autorin

Der Iran in der Literatur ist ein weites Feld: Wie es sich in einem Land mit politischen Repressionen, strengen Sittenwächtern und einem wachsenden Selbstbewusstsein vor allem der Jungen lebt, das erforschte die deutsch-iranische Journalistin Bita Schafi-Neya, und die iranische Schrifstellerin Mojgan Ataollahi schreibt in einem Roman über ihr Leben zwischen Gewalt und Unterdrückung.

„Unbekanntes Land hinterm Schleier“

Bita Schafi-Neya wuchs mit einem iranischen Vater und einer deutschen Mutter in Hamburg auf, die Ferien ihrer Kindheit verbrachte sie oft im Iran, und auch als Erwachsene reiste sie immer wieder auf den Spuren nach ihren Wurzel in das „unbekannte Land hinterm Schleier“. Unter anderem arbeitete sie beim staatlichen Sender IRIB in Teheran. 2014 verbrachte die Journalistin vier Monate im Iran, um sich ein ganz persönliches Bild von dem „wunderschönen unbekannten Land, für das mein Herz schon ewig schlägt“ zu machen - daraus entstand ihr Buch „Mögen deine Augen leuchten. Meine Reise druch den Iran“.

Gesellschaftlicher Aufbruch

Natürlich gebe es Repressionen im fundamentalischen Mullah-Staat, räumt Bita Schafi-Neya ein, doch abgesehen davon sei der Iran ein Land im gesellschaftlichen Aufbruch: Sie erzählt von Begegnungen mit selbstbewussten Frauen, mit jungen Menschen, die wissen, wie sie Schlupflöcher finden, um im Privaten die strengen Sittenwächter zu umgehen.

Mojgan Ataollahi-Buch

Residenz Verlag

Buchtipp:

„Ein leichter Tod“ von Mojgan Ataollahi (ISBN: 9783701716654) ist im Residenz Verlag erschienen und kostet 17,90 Euro

Landschaft und Geschichte

Bita Schafi-Neya schwärmt auch von der reichen Geschichte und der traumhaften Landschaft - vom Kaspischen Meer über Wüstenlandschaften bis zum einem Skigebiet in 4.400 Metern Seehöhe. Schafi-Neya erklärt weiters historische Zusammenhänge wie das Ende des Schah-Regimes, den Konflikt mit Israel und den Iran-Irak-Krieg.

„Ein leichter Tod“

Ein weitaus düstereres Bild zeichnet die iranische Schriftstellerin Mojgan Ataollahi in ihrem autobiografischen Roman „Ein leichter Tod“. Sie schreibt darin über Gewalt und Unterdrückung, die sie am eigenen Leib erfahren hat - jahrelang war sie der Brutalität ihres Ehemanns augesetzt. Nachdem sie sich endlich zur Trennung entschied - auch zum Wohle ihrer kleinen Tochter - war sie erneut Unterdrückung und Ungerechtigkeit ausgesetzt, denn eine offizielle Scheidung ist bei den Behörden erst nach jahrelangen Kämpfen durchzusetzen.

Im Iran verboten

Zermürbt von jahrelangen Gerichtsverhandlungen und desillusioniert von weiteren gescheiterten Liebesbeziehungen bezieht die Protagonistin ein baufälliges Häuschen am Kaspischen Meer. Eigentlich plant sie ihren Selbstmord, der aber an teilweise grotesken Pannen scheitert, bis sie neuen Lebensmut gewinnt. Im Iran darf dieses Buch nicht publiziert werden, auf Deutsch ist „Ein leichter Tod“ jetzt erschienen.

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