Reiterers „Home“ in Schwanberg

„My home is my castle“ heißt die neue Ausstellung von Werner Reiterer im Rondell in Schwanberg. Die Arbeiten drehen sich um Sicherheit, Familie, Religion, Kapital und Gemeinschaft - mit viel schwarzem Humor, der unter die Haut geht.

„My home is my castle“: Der oft zitierte Satz zur Privatsphäre in den eigenen vier Wänden stammt eigentlich von einem englischen Juristen aus dem 16. Jahrhundert - Sir Edward Coke meinte damals, jedem Hausherrn müsse gestattet sein, sich gegen Diebe und Angreifer zur Wehr zu setzen und seinen Besitz mit Waffengewalt zu verteidigen.

Reiterer-Ausstellung in Schwanberg

Rondell Schwanberg

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 1.7.2016

„My home is my castle“ ist nun auch das Motto der Ausstellung in Schwanberg, bei der der in Wien lebende Steirer großteils neue Arbeiten zeigt. Das Sujet der Einladung zeigt etwa Reiterer mit einem hohen schwarzen Hut, über Kopf und Gesicht gezogen, Augen und Mund ausgeschnitten.

„Social upgrading“

Diese Arbeit, die auf Verbrechermasken anspielt, basiert auf einem Zeitungsartikel über einen deutschen Pensionisten, der zum Bankräuber wurde, weil er sich ein Herzmedikament nicht leisten konnte, erzählt Werner Reiterer: „Dieser Hut hat den Titel ‚Social upgrading‘ - ein Icon, wie man es eigentlich von einer unteren sozialen Schicht von ‚Kriminellen‘ kennt, bekommt auf modischer Ebene ein Upgrading, weil der Hut letztendlich ein Symbol für so etwas wie das klassische Bürgertum steht. Und ich meine, dass unsere Gesellschaft hier generell in Europa aufgrund der wirtschaftlichen Strukturen Gefahr läuft, den Mittelstand immer mehr zu erotieren, und dieser Mittelstand, wie man ja auch in vielen Bewegungen und auch politischen Aktionen sieht, kommt tatsächlich in eine gewisse kriminelle Schieflage.“

„Bullet eye“

Bei der Soundinstallation „Bullet eye“ wiederum können die Besucher Hand anlegen und mit einer echten Pistole, die in einer Holztür steckt, schießen: „Wenn man dann den Abzug drückt, dann hört man hinter dieser Tür tatsächlich einen ganz lauten Pistolenschuss und im Oberstockwerk des Areals gibt es dann ganz viele akustische Querschläger - das ist wie bei einem Hollywood-Western, wo irgendwelche Schießereien sind. Was mich bei dieser Installation sehr interessiert, ist, wie überhaupt Angsträume entstehen und wie man sie aufmacht“, so der Künstler.

„A family gang“

Auf’s Korn nimmt Werner Reiterer auch die liebe Familie mit einem Möbelarrangement aus vier Kästen, dener er Verbrechermasken übergezogen hat: „Das Interessante ist, dass man mit so einem simplen Eingriff eigentlich ein ganz normales Möbelensemble innerhalb von wenigen Sekunden in ein Ensemble einer Familienaufstellung verwandeln kann, weil jeder, der das sieht, wird sofort die kleinen Möbel als die Kinder identifiziern und den großen dicken Kasten als den Mann und den schmäleren, kleineren als die Frau. Diese Arbeit hat zum Beispiel auch den Titel ‚A family gang‘, und die Familienzelle ist in unserer Gesellschaft - und nicht nur in unserer - die Urzelle einer Gemeinschaftslichkeit.“

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