Wenn aus einem Krimi Realität wird

Noch während Reinhard Kleindl an seinem Kriminalroman „Baumgartner kann nicht vergessen“ schreibt, holt die Realität seine fiktive Handlung ein: Tote Flüchtlinge werden in Österreich in einem Lkw gefunden.

In einem Schotterteich nahe Graz wird ein Pkw entdeckt, darin fünf Leichen; vieles weist darauf hin, dass es sich um Flüchtlinge handelt. Während Reinhard Kleindl noch an diesem Handlungsstrang schreibt, wird tatsächlich auf der A4 ein Kühl-Lkw gefunden, in dem 71 Menschen qualvoll starben.

Geschichte soll nicht werten

Zu diesem Zeitpunkt stand die Fortführung des Romans auf der Kippe, Autor und Verlag entschieden sich aber zum Weitermachen. Im Nachwort nimmt der Kleindl dann zu diesem Thema Stellung: Seine Geschichte soll nicht werten, es ist eine fiktive Handlung und fiktive Charaktäre, deren politischen Einstellungen nicht automatisch der seinen entsprechen.

Freund mit psychopathischen Zügen

Während die Mordgruppe des Landeskriminalamts noch rund um den Fund in der Schottergrube ermittelt und auf Hinweise stößt, wonach weitere Flüchtlinge festgehalten werden könnten, geht deren suspendierter Leiter, Franz Baumgartner, einen anderen Weg: Baumgartner, der unter Alkoholproblemen leidet, versucht herauszufinden, was aus seinem Jugendfreund Paul Novak wurde - Baumgartner glaubt, bei Novak schon früh psychopathische Züge entdeckt zu haben.

Die beiden Handlungsstränge nähern sich in raffinierter Weise einander an, ohne das die Zusammenhänge auf der Hand lägen. Kleindl zeichnet seine Figuren wieder sehr differenziert, ohne zu werten, aber mit spürbarem Interessen an deren Persönlichkeit.

Ein Ende mit Hintertür

Eigentlich sei die Baumgartner-Trilogie nun abgeschlossen, die Figur ausgereizt, so Reinhard Kleindl - dramaturgisch ließ der Autor allerdings die Tür noch einen Spalt breit offen, falls doch noch ein Fall daherkommen sollte.

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• Haymon Verlag