„Das hat der Prophet nicht gemeint“

Terror und Islam werden immer häufiger zusammen genannt - aber rechtfertigt der Islam wirklich diese gewalttätige Ideologie? Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi richtet in ihrem Buch einen Appell an die Welt.

Viel wurde in den vergangenen Wochen und Monaten über den Islam gesprochen und geschrieben: Der Terror im Namen dieser Religion beherrscht die Nachrichten. Shirin Ebadi möchte in ihrem neuen Buch klarstellen, dass Religion nicht als Rechtfertigung für Gewalt und Mord dienen dürfe.

Menschenrechte brachten Ebadi Friedensnobelpreis

Shirin Ebadi war die erste Richterin im Iran. Sie wurde 1979, nach dem Sturz des Schah-Regimes, ihres Amts enthoben; danach war sie Rechtsanwältin in Teheran und setzte sich vehement für Menschenrechte ein, weshalb sie 2003 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Seit 2009 lebt die heute 69-Jährige im Exil in London.

"Ein Appell von Shirin Ebadi an die Welt"

Benevento-Verlag

Buchtipp:

„Ein Appell von Shirin Ebadi an die Welt: Das hat der Prophet nicht gemeint“, erschienen bei Benevento (978-3-7109-0007-5) kostet rund sieben Euro

Keine Rechtfertigung für Gewalt

Vor zehn Jahren erschien Shirin Ebadis Autobiograhie „Mein Iran. Ein Leben zwischen Revolution und Hoffnung“. Ihr neues Buch trägt den Titel „Ein Appell von Shirin Ebadi an die Welt“ - hier setzt sich die Muslimin mit ihrer Religion auseinander. Zentrale Botschaft: Religion darf nicht als Rechtfertigung für Gewalt und Mord dienen. So schreibt sie ganz klar: Im Koran stehe „einen einzigen Menschen zu töten bedeutet, die ganze Menschheit zu töten“, und stellt klar, dass radikale Islamisten ein verzerrtes Bild vom Koran vermitteln würden.

Die Menschenrechtsaktivistin setzt sich außerdem mit den Gründen für die Radikalisierung junger Menschen in Europa auseinander: Die meisten hätten keine Ahnung vom Koran und wären aufgrund der Unterdrückung und sozialen Ungerechtigkeit, die sie erfahren, leichte Beute für radikale Islamisten, ist die Autorin überzeugt. „Hätte man die Taliban mit Büchern beworfen und hätte man in Afghanistan Schulen gebaut, gäbe es heute keinen IS“ lautet eine weitere Botschaft Shirin Ebadis.

Appell an Frauen, ihren Weg zu gehen

Der Islam sei sehr wohl mit den Menschenrechten und der Demokratie vereinbar, schreibt Ebadi - wie alle anderen Religionen auch. Auch im Christentum und im Judentum gebe es mehrere Strömungen, die die Glaubensrichtlinien unterschiedlich interpretieren würden.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 31.7.2016

Weiters appelliert Ebadi an Frauen und Mädchen, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht von herrschenden Vorstellungen über die Rolle der Frau beeindrucken zu lassen - Eine Unterdrückung, die sie am eigenen Leib verspürt und gegen die sie als Anwältin jahrelang angekämpft habe.

Im zweiten Teil des Buchs gibt außerdem Nahostexpertin Gudrun Harrer weitere Einblicke in das Leben der Unbeugsamen, wie sie schon Shirin Ebadi charakterisiert. Und Harrer erklärt auch die herrschenden politischen und ideologischen Strömungen in der islamischen Welt.

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