Barrierefreies Klopapier

Über Klopapier denken die meisten Menschen kaum nach - anders sieht es aus, wenn man ein körperliches Handicap hat. Ein Mariazeller Erfinder dachte sich nun etwas aus, das ihnen den Gang auf die Toilette erleichtern soll.

Bereits vor einigen Jahren kam Karl Zechner die Idee, einen automatischen Toilettenpapierspender zu entwickeln. Diese Erfindung ist bisher weltweit einzigartig. Das Papier kommt nämlich nicht nur automatisch aus dem Spender - es wird gleichzeitig auch noch gefaltet. Das Modul kann in jedem handelsüblichen Spender integriert werden.

Barrierefreier Papierspender

Gerade für Menschen mit Handicap soll der Automat eine Erleichterung im Alltag darstellen: Durch das berührungslose Aktivieren des Geräts und die automatische Faltung des Papiers kann der Automat auch einhändig bedient werden. Dadurch, dass das Gerät automatisch die richtige Anzahl an Blättern zur Verfügung stellt, kann eine Übertragung von Keimen durch ständiges Berühren der Toilettenpapierrolle vermieden werden.

Suche nach Investoren

So kurios die Erfindung klingen mag - so aufwendig ist die Umsetzung. Zechner ist derzeit auf der Suche nach Mitarbeitern und Investoren, die ihn bei seinem Projekt unterstützen können. Die Entwicklung kostet viel Zeit und Geld: „Das heißt, ich laufe jetzt auf Unis herum und suche Leute, die ein Management aufbauen und suche auf der anderen Seite Investoren. Die dritte Funktion bin ich, ich bringe das Know-How ein und die Patentrechte“, erzählt der Erfinder.

Toilette, Klo, WC

APA/ DPA/ Martin Gerten

Die einen falten, die anderen knüllen das Klopapier

Zwei Papier-Philosophien

Zechner plant, seinen automatischen Toilettenpapierautomaten spätestens in ein bis eineinhalb Jahren weltweit vertreiben zu können. Der Erfinder weiß auch, wieso gerade das Falten für das nötige Interesse in Österreich sorgen kann: „Es gibt ja zwei große Philosophien weltweit: Die einen sind die Falter - speziell in Österreich - und die anderen die Knüller, das ist verstärkt in Amerika so.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 26.8.2016

65 Prozent der Österreicher sind übrigens Falter. Laut einer Untersuchung eines Klopapierherstellers in Österreich ist der typische Falter verheiratet und lebt mit seiner Familie in einer kleineren Stadt, weitere sieben Prozent sind Stückler - sie legen die Einzelblätter vorzugsweise übereinander. Eine Minderheit von 2,5 Prozent sind Minimalisten und verwenden nur ein einziges Blatt.

Karl Zechner Erfinder Mariazell

SNICA GmbH

Der Mariazeller Erfinder Karl Zechner mit seinem Team

Kurioses rund ums Klopapier

In Summe verbraucht trotzdem jeder Mensch pro Jahr durchschnittlich 13 Kilogramm WC-Papier pro Jahr; mit dem gesamten weltweiten Verbrauch könnte man die Erde 12.000 Mal umwickeln. Um den Bedarf zu decken, muss natürlich ausreichend produziert werden. Die Papiermaschinen der Andritz AG halten den Geschwindigkeitsrekord: Mit einem Tempo von bis zu 132 km/h werden pro Minute 2.200 Meter Taschentücher, Toilettenpapier oder Gesichtstücher hergestellt.

Das teuerste WC der Welt befindet sich übrigens auf der Raumstation ISS - die Amerikaner kauften die High-Tech-Anlage, die Urin in Trinkwasser umwandeln kann, um knapp 14 Millionen Euro den Russen ab.

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