Mittendrin - auch mit Beeinträchtigung

Die Ausstellung „Mittendrin - Leben mit Beeinträchtigung“ im GrazMuseum zeigt Videos, in denen Menschen mit Lernschwierigkeiten oder körperlicher Behinderung Einblicke in ihr (Gefühls-)Leben geben.

Die Wünsche, Sehnsüchte und Ziele von Menschen mit Beeinträchtigungen sind die gleichen wie von Menschen, die keine und keine offensichtlichen Beeinträchtigungen haben: Sie wollen arbeiten, eine Wohnung, Freizeit und vor allem soziale Kontakte, körperliche Zuwendung und Liebe - das wird auch in der Ausstellung „Mittendrin - Leben mit Beeinträchtigung“ in von Betroffenen erzählten Geschichten und in Videos berührend deutlich.

Veranstaltungshinweis:

Die Ausstellung „Mittendrin - Leben mit Beeinträchtigung“ ist im GrazMuseum bis Ende März zu sehen. Sie ist über weite Bereiche auch in sogenannter leichter Sprache aufbereitet.

Der Wunsch nach Nähe

Die Künstlerin Julia Krahn hat mehrere Videos für die Schau gestaltet. Einer ihrer Protagonisten ist Karl Hirschmann, der im Rollstuhl sitzt - er spricht offen über seine Sehnsucht nach körperlicher Nähe. Über diese Bedürfnisse öffentlich zu sprechen, sei wichtig, sagt Hirschmann: „Die Leute glauben immer, der Behinderte braucht keine Berührung, aber genau das Gegenteil ist der Fall, weil mir geht es seitdem gesundheitlich sehr viel besser.“

Barrieren abzubauen ist in den vergangenen Jahrzehnten dank großen Einsatzes schon vielfach gelungen - dennoch sind gerade Themen wie Nähe, Sex und Familie mit Tabus belegt, Themen, die uns alle betreffen, so Künstlerin Julia Krahn.

Ausstellung Mittendrin, Leben mit Beeinträchtigung

Privat

Karl Hirschmann mit Julia Krahn

„In jedem der sechs Videos, die wir hier präsentieren, ist ein Stück von mir. Diese Seiten habe ich mir wieder angeschaut, genauso wie das Bedürfnis nach Nähe - was bei mir vielleicht besonders die Umarmung ist, von der Karl erzählt. Ich denke, die Stärke der Arbeit ist, dass jeder sich wiederfinden kann und dass er sich nicht pathetisch mit der Behinderung auseinandersetzt, sondern mit sich selber“, erklärt Krahn.

Das Thema unter die Menschen bringen

Lebenshilfe, Akademie Graz, Special Olympics Österreich und das GrazMuseum haben die Schau gemeinsam realisiert. Den Kuratorinnen Eva Reithofer, Sibylle Dienesch und Astrid Kury sei es ein Anliegen, das Thema „in irgendeiner Form plakativ“ den Besuchern näher zu bringen, „ohne dass sie lange Bücher lesen müssen, Fachliteratur studieren müssen.“ In erster Linie gehe es um uns alle, da es um das Menschsein an und für sich geht.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 27.9.2016

„Behinderung ist ein Thema für die Gesellschaft. Das ist ein Blickwinkel, von dem man ganz genau sieht, wie die (Gesellschaft, Anm.) funktioniert - wie wir sozusagen unsere Werte auswählen, was wir für wichtig erachten, wie wir miteinander umgehen. Der Blick auf Behinderung zeigt das alles in einem ganz klaren Licht“, heißt es weiter.

„Mitleben statt Mitleid“

Darum gehe es vor allem, ergänzt Museumsdirektor Otto Hochreiter: Die Schwingungen aufnehmen, aber „auch selber Schwingungen - wie so eine lebendige Membran - abgeben; wir müssen wirklich mittendrin stehen“.

Mittendrin ist auch Special-Olympics-Teilnehmer Klaus Tomaschek: Er bereitet sich seit Monaten auf die Winterspiele vor. „Also ich geh’ sehr viel, radlfahrn und das Ganze. Aber es macht irrsinnig viel Spaß, da ich sehr viel wieder dazu gelernt hab’. Ich hab dadurch sehr viel abgenommen und bin einfach auch körperlich wieder soweit gesund“, erklärt Tomaschek.

Link: