In der Kürze liegt die Opernwürze
Ein Graf, der seiner Gräfin misstraut, weil er aufgrund von Zigarettenrauch in den privaten Gemächern dort einen Liebhaber vermutet - das ist der Stoff, den Ermanno Wolf-Ferrari zum Intermezzo in einem Akt „Susannens Geheimnis“ im Jahre 1909 musikalisch verarbeitete.
Aus einem Grafen wurde der Chef einer Bar
Regisseurin Juana Ines Cano Restrepo verlagerte das Stück in die heutige Zeit - und so wird aus dem Grafen der Chef einer Bar: „Unser Chef ist ein strikter Nichtraucher, hat natürlich auch Angst, dass in seinem Lokal geraucht wird, weil das könnte hohe Strafen bedeuten. Seine Frau hat aber heimlich angefangen zu rauchen - einerseits weil sie sich ein bisschen vernachlässigt fühlt, andererseits ist es für sie auch schwierig, manchmal mit dem Stress umzugehen, der da anfällt. Und nachdem sie zuhause nicht rauchen kann, beschließt sie dann eben, das im Lokal zu tun, was den werten Gatten nicht nur dazu veranlasst zu denken, oje, da könnte sich jetzt jemand nicht ans Gesetz halten, sondern, oje, meine Frau muss einen Liebhaber haben, der das tut.“
Oper Graz/Werner Kmetitsch
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 29.11.2016
Alles eine Frage des Timings
Die Kürze der Oper ist eine besondere Herausforderung, meint die Regisseurin, die mit der Produktion auch ihr Regie-Debut liefert: „Die besondere Herausforderung ist, dass ob der Kürze es trotzdem nicht zu langwierig wird, weil man hat zwar nur sehr kurz Zeit, eine Geschichte zu erzählen, aber natürlich gibt es trotzdem die Gefahr von Längen, und dadurch, dass man nur wenige Darsteller hat, muss halt alles sehr fein ausgearbeitet sein - und es liegt einfach am Timing“, so Juana Ines Cano Restrepo.
Oper Graz/Werner Kmetitsch
„Warum eigentlich nicht?“
Ivan Orescanin singt den Grafen, Tatiana Miyus die Gräfin Susanna, begleitet werden die Sänger von einem 15-köpfigen Kammerorchester der Kunstuniversität, die bei der Reihe Partner ist. „Opernkurzgenuss“ richtet sich, so Juana Ines Cano Restrepo, an zwei Zielgruppen: „Einerseits hat man mit solchen Raritäten die Möglichkeit, dem versierten Opernliebhaber etwas Neues zu zeigen; aber auch das Hineinschnuppern war ein großes Anliegen, dass man sagt, drei Stunden Oper, das trau’ ich mich nicht, aber mal 50 Minuten, warum eigentlich nicht?“