Vier Generationen europäische Geschichte
Frankfurter Verlagsgesellschaft
Buchtipp:
„Mischpoke. Ein Familienroman“ von Marcia Zuckermann (ISBN 978-3-627-00229-9) ist in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen und kostet 24 Euro
Die „Mischpoche“ ist im Hebräischen die Familie - Marcia Zuckermann verwendet aber den Ausdruck „Mischpoke“, ganz bewussst, wie sie in einem Interview sagt, denn Mischpoke wird eher boshaft im Sinne von „buckliger Verwandtschaft“ verwendet. Es besagt, so Zuckermann weiter, „dass Familie meist keine Idylle, sondern schlimmstenfalls eine Leidensgemeinschaft ist, oft auch ein Leiden an sich selbst“.
Von 1902 bis 1945 in Deutschland
Das Buch erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie, die im Jahr 1902 ihren Anfang in Westpreußen nimmt und im Mai 1945 in Berlin endet. Benjamin, der jüngste der Familie - er sollte der „Kronprinz“ werden - stirbt, nur wenige Tage alt - genau so wie die fünf Buben vor ihm. Sieben Töchter hat der angesehene Sägewerksbesitzer und Möbelfabrikant Samuel Kohanim mit seiner Frau Mindel, aber eben keinen Stammhalter.
Die „sieben biblischen Plagen“
Die sieben Töchter werden von Marcia Zuckermann mit den sieben biblischen Plagen vergleichen: Die eine hat einen ausgeprägten religiösen Spleen, die andere erfindet Lügengeschichten am laufenden Band, noch eine andere ist nicht unter die Haube zu bringen, und dann ist da noch Franziska, genannt Fränze: „Eine Katastrophe auf Abruf“, so Zuckermann.
Die gesamte Bandbreite des Schicksals
Das Schicksal hat im Westpreußen des beginnenden 20. Jahrunderts die verschiedensten Wege für die Familie bereit: Vom sozialen Abstieg in einen Arbeiterbezirk Berlins bis zum Aufstieg ins feudale großbürgerliche Milieu ist alles dabei, aber natürlich bestimmen die politischen Entwicklungen dieser Jahre maßgebend das Leben der jüdischen Familie.
Sendungshinweis:
„Guten Morgen, Steiermark“, 15.1.2016
1920 werden die Eltern im damals deutsch-polnischen Niemandsland Westpreußen ermordet, und einer der Söhne der Kohanim-Töchter wird im KZ Buchenwald inhaftiert - aber trotz dieser dramatischen Ereignisse verliert Marcia Zuckermann nicht ihren pointierten, witzigen und ironischen Tonfall.
Voller Tragik und Komik
Die Autorin schrieb einen großartigen Familienroman in bester Tradition jüdischer Erzählkunst - eine turbulente Familiensaga, spannend und handlungsreich, voller Tragik und Komik, mit verschmitztem »Kohanim’schen Flitz« und erfrischender Berliner Schnauze, vorbehaltloser Selbstironie und listigem Humor.