„Judas“: Theatermonolog in steirischen Kirchen

Es ist Augenzeugenbericht, Schuldbekenntnis, Verteidigungsrede und Imagekampagne in einem: das Theaterstück „Judas“, das das Grazer Schauspielhaus in 24 steirischen Kirchen inszeniert.

„Judas“

  • Spielzeit: 27. Jänner bis 9. Juni 2017 (Termine)
  • Orte: 24 steirische Kirchen
  • Judas: Fredrik Jan Hofman
  • Regie: Markus Kubesch

Als Verräter, Verteidiger und vor allem als Mensch tritt „Judas“ im gleichnamigen Theaterstück von Lot Vekemans derzeit in 24 steirischen - katholischen als auch evangelischen - Kirchen auf. In einem Monolog erzählt Judas, gespielt von Fredrik Jan Hofman, seine Sicht der Dinge als Verräter, Verteidiger, aber vor allem als Mensch, dessen Geschichte auch Jahrtausende nach seinem schicksalhaften Verrat aktuell erscheint und bewegt: Können wir nicht eigentlich alle - unter bestimmten Umständen - zum Verräter werden? Den Glauben verlieren?

„Schwere der Geschichte an diesem Ort spürbar“

Es ist ein aufwühlender Theaterabend bei freiem Eintritt, der ausschließlich in Kirchen gestaltet wird - eine Herausforderung, so Regisseur Markus Kubesch: „Der Spielort Kirche ist Segen und Fluch gleichzeitig, denn er ist Gefäß für ein ganz eindeutiges Narrativ.“

Judas

Lupi Spuma

Er glaube, „dass jeder, der die Kirche als gläubiger Mensch betritt, mit einer klaren Erzählung von Judas als Verräter aufgewachsen ist und die Schwere dieser Geschichte ist in jedem Moment an diesem Ort spürbar“. Das macht Kubesch’ Judas-Figur jedoch umso mutiger - sie kehrt genau an jenen Ort zurück, an dem sie immer wieder über Jahrtausende hinweg aufs Neue verurteilt wird: „Und von dort sagt sie: ‚Leiht mir euer Ohr, ich erzähle euch die Geschichte, ich erzähle aber den unbekannten Teil‘“, verrät der Regisseur.

„Ein Fächer aus Graustufen tut sich auf“

Denn, so Fredrik Jan Hofman, der den Judas spielt: „Wir haben ein vermeintlich klares Bild von Judas - ein Bild, das von der Erzählung des Verrats geprägt ist. Judas als Negativbeispiel, als Inbegriff des Schlechten, als Ikone der Niedertracht.“

Sendnungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 30.1.2017

Genau hier setzen Text und Inszenierung an: „Die Geschichte wird nicht umgeschrieben, Tatsachen nicht verdreht, der Ausgang bleibt der bekannte. Aber auf die relativ einfache Erzählung vom Verrat treffen zutiefst menschliche Motive. Dadurch wird das eindeutige Zuordnen in Gut und Böse deutlich schwieriger. Ein Fächer aus Graustufen tut sich auf. Und das wirft eine Menge fordernder, spannender Fragen auf“, betont Hofman.

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