Lebendige Erinnerungen an Gregor Traversa

Gleich zwei Ausstellungen in Graz erinnern derzeit an den vor zehn Jahren verstorbenen Künstler Gregor Traversa: Die Galerie Schafschetzy fokussiert die Architektur seiner Werke, das Schloss St. Martin sein surreal-phantastisches Schaffen.

Gregor Traversa  vor seinen Werken, v. l.: 'Römische Metamorphose', 1984 (Tusche/Feder, 100 x 100 cm) und 'Giebel', 1984 (Tusche/Feder, 100 x 100 cm).

Ingrid Traversa / Galerie Schafschetzy

Gregor Traversa vor seinen Werken „Römische Metamorphose“ und „Giebel“

In Gregor Traversas dichten Bildern kann man sich durchaus verlieren, in eine mythologische, archaisch anmutende Welt eintauchen, durch deren Tiefe und Vielschichtigkeit auf immer neue Spuren gelenkt werden: Akribisch gesetzte Striche in altmeisterlicher Technik - ob als Tusche-Feder-Zeichnung, Radierung oder Strichätzung - machen den Grazer Meister des phantastischen Realismus unverwechselbar.

„Eigenheiten, die gezeigt gehören“

Eine Retrospektive zum zehnten Todestag im Schloss St. Martin führt quer durch das breite Schaffen Traversas und quer durch die nun erstmals von Bildungshausleiterin Anna Thaler geöffneten historischen Räume des Schlosses: „Er war ein grandioser Zeichner, Maler, Radierer - und diese Vielfalt, die er als Autodidakt zeigt, ist schon etwas Besonderes. Einerseits auch diese Schwarztöne und -nuancen, die er entwickelt hat, andererseits das tiefe Blau, das er in seinen Werken hat - das sind Eigenheiten des Gregor Traversa, die gezeigt gehören.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 16.2.2017

Die Auswahl aus seinem großen Nachlass sei nicht schwer gefallen: „Wir durften insgesamt 41 Werke nehmen - und das ist nicht ganz wenig. Ich kenne die Räume des Schlosses sehr gut und aus dieser Sicht habe ich genau gewusst, was wo Platz haben würde“, verrät Thaler.

„Brutalarchitektur ist Symbol sozialer Verhältnisse“

Dagegen legt die Galerie Schaftschetzy in der Ausstellung „Architektur und Metamorphose“ den Fokus auf die Architektur in Traversas Werk: Labyrinthe, Pyramiden, Steinhaufen. Was ihn faszinierte waren alte Fabriken, Architekturbrocken, kleine Häuser in schöner Nutzlosigkeit, wie der Künstler 1976 selbst in sein Tagebuch notierte und schrieb: „Die heutige Brutalarchitektur ist ein Symbol sozialer Verhältnisse.“

Ausstellungsraum mit Radierungen von Gregor Traversa

Galerie Schafschetzy

Radierungen von Gregor Traversa in der Galerie Schafschetzy

Und die drückt Traversa etwa mit Fertigteilen aus Menschen aus, die mit leeren Augen aus den Bildern schauen. Verfall und Werden sind die großen Pole seiner Werke: Etwa das Kolosseum, aus dessen Mauern Bäume und Sträucher hervorspringen - handkoloriert, das Lebendige hervorstreichend: „Die Architektur ist in Gregor Traversas Werk allgegenwärtig. Der Bogen spannt sich von den ganz frühen Arbeiten, wo er sehr viele Labyrinthdarstellungen hat, bis zu den ägyptischen Motiven mit Pyramiden und Ausgrabungsstätten“, unterstreicht Galeristin Margit Schafschetzy.

Auch die Natur spiele bei Traversa stets eine große Rolle - und zwar „die Natur, die sich die Architektur, die unbewohnte Architektur, sozusagen zurückerobert und wieder in ihren Raum zurücknimmt.“

Links: