Mehr Mut zur Selbstliebe
„Es hat keinen Sinn, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und dabei auf sich selbst zu vergessen“, schreibt Michael Lehofer schon in der Einleitung zu seinem Buch „Mit mir sein“.
Braumüller-Verlag
Buchtipp:
„Mit mir sein“ von Michael Lehofer (ISBN 978-3991002055) ist im Braumüller Verlag erschienen und kostet 19 Euro
Nicht mit Narzissmus zu verwechseln
Damit will er aber natürlich nicht dem Narzissmus das Wort reden: „Narzissmus ist etwas ganz anderes, geradezu das Gegenteil von Selbstliebe. Narzissmus ist die Selbstverliebtheit auf Kosten der Beziehungen zu anderen, während die Selbstliebe ja die Beziehung zu anderen erst ermöglicht.“ Man muss sich selbst aushalten können, um andere auszuhalten, sagt Lehofer - oder um es biblisch inspiriert zu formulieren: „Du sollst deine Nächsten lieben wie dich selbst, aber nicht mehr und auch nciht weniger. Das wäre die große Kunst.“
Selbstliebe und Selbstwert
Wenn im Leben eines Menschen die Beziehungen zu anderen von einem wechselseitigen, elastischen Geben und Nehmen bestimmt und dadurch erfüllend sind, dann ist das durchaus schon ein Hinweis auf gelungene Selbstliebe, sagt der Therapeut Michael Lehofer: „Ein weiteres Indiz für Selbstliebe ist natürlich der Selbstwert, wenn man sich selbst etwas wert ist. Interessanterweise ist man sich dann etwas wert, wenn der Selbstwert im Leben gar keine Rolle mehr spielt. Der Wichtigmacher ist ja einer, der sich selbst nichts wert ist, weil sonst müsste er sich ja nicht wichtig machen.“
Selbstliebe richtig lernen
Selbstliebe kann, muss man lernen, sagt Lehofer, jedoch nicht bei einem Relax-Urlaub oder in einem Haubenrestaurant: „Die Kunst der Selbstliebe wird dadurch gelernt, dass man alles weglässt, was die totale Verbundenheit zu sich selbst hemmt. Die totale Verbundenheit wird zum Beispiel gehemmt durch die ganzen Exits, die wir so leben, wie die kleinen Süchtigkeiten oder das Vertrödeln des eigenen Lebens mit irgendwelchen Tätigkeiten, die zur Gewohnheit geworden sind und vielem anderen mehr.“
Sendungshinweis:
„Guten Morgen, Steiermark“, 26.3.2017
28 Kapitel - Lehofer nennt sie Ermutigungen - geben die dazu passenden Denkanstöße. Von der Ermutigung zur Ordnung über die Ermutigung, sich selbst in Ruhe zu lassen, bis zur Ermutigung, undicht zu sein.
„Wir lieben uns zu wenig“
Auch wenn der Zustand der Welt anderes vermuten ließe, generell lieben wir uns selbst zu wenig, meint Lehofer: „Wir versuchen uns über Geldverdienen, über Macht, über Wichtigsein, über Unterdrückung anderer zu Dingen zu kommen, die wir brauchen, weil wir uns gerade selbst nicht lieben. Wenn die Selbstliebe verbreiteter wäre, gebe es mehr Frieden und ich meine das nicht nur global, sondern mehr Frieden im Herzen und daher befriedigendere und glücklichere Beziehungen und friedvollerere und glücklichere Menschen.“