Valie Export: Mit Gesellschaft verwobene Kunst

Sie gilt als Pionierin gesellschaftskritischer und feministischer Kunst: Valie Export, die in den 70er Jahren für heftige Diskussionen sorgte. Bis 13. August ist ein breites Spektrum ihrer Arbeiten im weststeirischen Greith-Haus zu sehen.

„Es sind Arbeiten von 1969, 1971 bis zu den letzten Arbeiten vor vielleicht zwei, drei bis vier Jahren - und sie zeigen ganz unterschiedliche Sachen: konzeptuelle Fotografie, Körperkonfigurationen, Zeichnungen verschiedener Art und Video-Installationen“, beschreibt Valie Export ihre aktuelle Ausstellung „Multimediale Bemerkungen“ im Greith-Haus in St. Ulrich.

Erregendes Darstellen der Gesellschaft

Durch die Kunst, gesellschaftliche Prozesse darzustellen, auf gesellschaftliche Prozesse aufmerksam zu machen und verschiedene Wirklichkeiten und Identitäten in einer gesellschaftlichen Relevanz künstlerisch auszudrücken - das beschreibt Valie Export als ihr Ziel.

Valie Export

Von Manfred Werner - Tsui - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24169447

Valie Export

Ein Ziel, das sie in den vergangenen Jahren mit provokanten wie im wahrsten Sinne des Wortes hocherregenden Arbeiten verfolgte, etwa als sie in den 70er Jahren im „Tapp- und Tastkino“ ihre eigene Brüste zum Begrapschen anbot oder ihren damaligen Partner Peter Weibel wie einen Hund an der Leine durch Wien führte. Das gesellschaftliche Aufrütteln ist auch in ihrem Kriegsdenkmal „Kalaschnikow“ zu erleben, bei dem 105 Sturmgewehre zu einem Turm geformt von Videos mit echten Erschießungen begleitet sind.

„Man kann auch mit anderen Sachen provozieren“

Mittlerweile habe sich der Kontext geändert - „man kann auch mit anderen Sachen provozieren. Ich habe meine Provokation am Anfang meines künstlerischen Schaffens geleistet - mit Absicht. Und ich glaube, dass auch viele Künstlerinnen und Künstler mit Absicht heute Provokation schaffen können. Nur der Kontext ist anders, weil sich die Gesellschaft verändert. Es ist auch ganz wichtig, dass sich Gesellschaft verändert. Aber womit man heute provozieren kann, kann ich nicht sagen“, gibt die Künstlerin zu.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 13.6.2017

Die Gesellschaft, so Valie Export, sei wie ein Gummiband - „das dehnt sich, dehnt sich, dehnt sich. Und wenn man glaubt, es hat sich genug gedehnt, ist breit genug und wir haben alle Platz drin, dann - zack - schnellt es zurück und erwürgt uns fast. Aber dann dehnt es sich wieder. Und mit dem muss man arbeiten“.

Zwischen Informationsüberflutung und Gelassenheit

Valie Export hat das in ihrer aktuellen Ausstellung im weststeirischen Greith-Haus etwa mit 29 Videos getan, die zeitgleich ablaufen - mit jeweils hörbarem Ton: „Man muss sich dann auf ein Video konzentrieren - aber man hat eine Vielfalt von verschiedenen Bildern. Das ist so wie eine Videoskulptur und insofern sehr gut, weil man sich auf dieses konzentriert oder auf das nächste konzentriert und man kann auch Zusammenhänge finden.“

Eine Referenz auf die heutige Zeit, auf die Informationsüberflutung der Gegenwart? „Das kann man wohl sagen“, stimmt Valie Export zu. In diesem Fall sei die Überflutung jedoch künstlerisch aufgebaut - „und da hat man die Ruhe und die Gelassenheit dazu, sich das auch wirklich anzuschauen und anzuhören“.

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