Bildgewaltige Sozialkritik: Kurt Weills „Silbersee“

Einen sozialkritischen Krimi mit Intrigen, politischen Aspekten und märchenhaften Ansätzen bringt die Grazer Kunstuniversität derzeit auf die Bühne: Kurt Weills bildgewaltig inszeniertes Stück „Der Silbersee“.

Veranstaltungshinweis:

„Der Silbersee“ wird am 14., 16. und 18. Juni jeweils um 19.00 Uhr im György-Ligeti-Saal im MUMUTH an der Grazer Lichtenfelsgasse aufgeführt

1933 in Deutschland uraufgeführt, erinnert „Der Silbersee“ in einer Inszenierung von Lorenzo Fioroni an die Zeit nur wenige Wochen nach der Machtübernahme der NSDAP.

Der gesamte Bühnenraum ist mit Erde ausgefüllt, dazwischen immer wieder Wasserpfützen - sogar das Orchester sitzt inmitten der kühlen, dreckig anmutenden Atmosphäre. Die Darsteller sind zum einen komplett in schwarz gekleidet - zum anderen in weiß bzw. ohne Kleidung und dreckverschmiert.

Erzählt wird die die Geschichte rund um den Polizisten Olim, der auf den Arbeitslosen Severin schießt, weil dieser nach einem Diebstahl zu fliehen versucht. Ein Lottogewinn ändert die Situation kurzfristig. So spiegelt das gesamte Stück ein Auf und Ab wider - von Zeiten der Armut und Zeiten des Reichtums. Und ist damit heute noch genauso aktuell wie vor über 70 Jahren.

Aktuelle Themen und ungelöste Fragen

„Es geht um Themen wie soziale Gerechtigkeit, Verhältnismäßigkeit von Strafen, von Recht und Unrecht. Das ist sicher auch im sozialen Gefüge unserer Welt noch nicht gelöst, dieses große Thema“, so der Musikalische Leiter Dirk Kaftan.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 16.6.2017

Er verrät: „In einem guten Stück gibt es immer den Punkt, wo man singen muss, das ist ganz klar. Und das gibt es auch in Mozartopern: Da sind die Dialoge so gesponnen, dass man immer an einen Punkt kommt, da kann nur noch gesungen werden - und genauso macht es auch Kurt Weill. Da wird es immer zu einem Punkt kommen, wo man einfach Musik braucht.“

„Musik als Ansporn zum Wachwerden“

Bei Kurt Weill sei es dennoch ein bisschen anders „als in einer romantischen Oper, einer Oper, in der man ganz in der Musik aufgeht. Denn die Musik versteht sich tatsächlich als Ansporn zum Wachwerden, zum Aufhorchen, zum Denken, spornt den Hörer an, auch immer einen doppelten Boden mitzuhören - es ist sehr viel Ironie, sehr viel Sarkasmus“, so Kaftan.

Das Stück ist außerdem Teil der Kooperation zwischen der Kunstuniversität und dem Odilien-Institut, erklärt die Projektleiterin Sieglinde Roth: „Die Grundidee ist, dass Kultur ein Grundrecht für alle ist und dass Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen nicht unbedingt zu den häufigen Besuchern von Kulturveranstaltungen zählen. Die Idee ist, dass wir ihnen zeigen, was wir hier machen, was die Studenten lernen.“

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