Gustav Mahler trifft auf Knöpferlstreich

Die Neuberger Kulturtage zählen zu den traditionsreichsten steirischen Musikfestivals. Im 41. Festivaljahr bringt man erstmals auch volkstümliche Musiktraditionen aufs Programm.

Wenn die Neuberger Kulturtage heuer zum 41. Mal über die Bühne gehen, dann dürfen sich die Besucher schon zu Beginn auf ein wahres Highlight freuen: Zur Eröffnung spielt die Slowakische Philharmonie die Zweite Symphonie von Gustav Mahler. „Dieses Stück ist eine der aufwendigsten Symphonien mit Orchester, Chor und Solisten. Da wird auf gut Österreichisch die Post abgehen“, sagt Dirigent und Pianist Stefan Vladar, künstlerischer Leiter der Neuberger Kulturtage.

Stift Neuberg, Neuberger Kulturtage 2017

Stephan Reisenberger

Aber nicht nur klassische Musik bietet das Programm, dass bis zum 23. Juli rund um das Stift in Neuberg an der Mürz zu hören ist: „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, in welcher Region wir uns befinden - vieles in der klassischen Musik kommt aus der volkstümlichen Musik. Auch Gustav Mahler hat viele seiner musikalischen Themen aus der Volksmusik entnommen“, erklärt Vladar. Auch in der Zweiten Symphonie kommen Passagen vor, die an die Volksmusik angelehnt sind: „Der ganze zweite Satz ist ein Landler“, sagt Vladar.

Von Choral bis Wunderhorn

So bewegt sich das ganze Programm im Spannungsfeld von Klassik und Volksmusik: „Wir machen eine Klammer zwischen der sakralen Musik und der Volksmusik“, so der musikalische Leiter. Gerade in der Zweiten Symphonie, die den Beinamen „Auferstehungssymphonie“ trägt, kommt auch Sakralmusik vor, und wer diese Musik mag, der ist bei einem Konzert mit alttestamentarisch-jüdischem Sakralgesang und frühchristlichen gregorianischen Chorälen bestens aufgehoben.

Stift Neuberg,Neuberger Kulturtage 2017

Aleksandra Pawloff

Wer es gerne leichter hat, der hört sich die Hommage an Billy Wilder und die goldene Hollywood-Ära an. Wer wiederum der Volksmusik zugeneigt ist, besucht das Konzert der steirischen Knöpferlstreich. Den Abschluss der Kulturtage bildet ein Liederabend, an dem der Bariton Bo Skovhu „Des Knaben Wunderhorn“ von Mahler singt. Stefan Vladar wird ihn am Klavier begleiten. „Das ist ja alles Volksmusik und Volkstum, und da sind wir von der Klassik nicht weit entfernt. Das wollen wir natürlich zeigen“, sagt er.

Ein neues Rad aufstecken

Welche musikalische Qualität die Neuberger Kulturtage bieten, lässt sich an der Künstlerliste ablesen: Die Wiener Philharmoniker und die Wiener Sängerknaben sind dort aufgetreten, genauso wie Markus Schirmer oder Jonas Kaufmann - den habe man - wie auch einige andere junge Künstler - quasi entdeckt. „Jonas Kaufmann war noch als Student bei uns. Jetzt ist er ein großer Weltstar“, sagt Stefan Vladar. Junge Künstler auf die Bühne zu holen, sei ein besonderes Anliegen.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 7.7.2017

Als Erfolgsrezept des Festivals sieht Vladar einerseits, dass man versucht, Querverbindungen zwischen den Genres herzustellen, aber auch mit der Zeit zu gehen. „Wir versuchen, uns nicht zu wiederholen. Das gelingt natürlich nicht immer. Aber man muss das Rad nicht neuerfinden. Man muss versuchen, ein neues Rad aufzustecken“, so Vladar.

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