Willkommen in Murau!

Tolle Sehenswürdigkeiten, spannende Geschichte, herrliche Kulinarik: Die 13 steirischen Bezirke haben viel zu bieten. Welche Besonderheiten Murau auszeichnen, fassen Heimatsommer-Bezirkstelegramm und Bezirkstipps zusammen.

In Murau geht ein Riese um: Dieser verbreitet allerdings nicht Angst und Schrecken, sondern wird von der Murauer Bürgergarde durch die Stadt begleitet. Der sechs Meter hohe und 85 Kilo schwere Samson - wie man die Riesenfigur nennt - wird von einer einzigen Person getragen. „Der Samson ist ein Symbol der Gegenreformation. Er sollte die wiedererstarkte katholische Kirche symbolisieren, deswegen ist er auch so übergroß dargestellt“, erklärt Rudolf Paschek, Hauptmann und Obmann der Murauer Bürgergarde.

Keine offene Rechnung

Die Murauer Bürgergarde gibt es seit 1616; seit 1746 beschützt und begleitet sie die Figur des biblischen Riesen. Mit den Kapuzinermönchen gelangte die erste Samson-Figur von Bayern über das Lungau in Salzburg über ungewöhnliche Wege nach Murau. Als im Jahr 1746 in Tamsweg ein Kapuzinerkloster erbaut wurde, verkaufte man einen Samson nach Murau: „Ich habe die Kopie einer Rechnung, die belegt, dass die Murauer einen Samson aus Tamsweg gekauft hätten. Damit werden wir heute noch konfrontiert: ‚Ihr mit eurem gekauften Samson.‘ Aber unsere Antwort ist dann immer: ‚Aber ihr habt’s ein Kloster gebaut und kein Geld gehabt. Deshalb habt’s uns den Samson verkauft‘“, erzählt Paschek.

Bürgergarde Murau

Bürgergarde Murau/Jörg Ainerdinger

Die Murauer Bürgergarde

Nationales Kulturerbe

Insgesamt gibt es zehn Samsonfiguren im Salzburger Lungau, zwei in der Steiermark und auch eine weitere Figur in Belgien. Das Samson-Tragen wurde mit dem Prädikat „Nationales Kulturerbe“ der UNESCO ausgezeichnet.

Steirisch-Salzburgerische Rivalität

Eigentlich ist der Brauch des Samson-Tragens im Salzburger Lungau beheimatet, aber auch in Murau wird jedes Jahr am 15. August die Figur unter Salutschüssen in einer Prozession durch die Stadt getragen. Noch mehr Grund für Eifersüchteleien gibt die Tatsache, dass es in der Obersteiermark gleich zwei Samson-Figuren gibt: „Wir haben Reste einer der Riesenfiguren auf einem Dachboden in Murau gefunden. Ich habe mir gedacht, es wäre schade, wenn man diese historischen Bestandteile vernichten würde“, so Rudolf Paschek, und so macht man aus dem Fundstück einen Garde-Samson, der nun als uniformierter Gardist auftritt. Und weil man eben diese zwei Figuren habe, „sind wiederum die Lungauer recht neidig auf uns“, sagt Paschek.

Bürgergarde Murau, Samsonfest

Bürgergarde Murau/Jörg Ainerdinger

Die Samsonfigur beim Umzug

Die Samson-Modelle, die heute gezeigt werden, sind aus den 50er-Jahren, und man kann sie auch unterm Jahr bestaunen: Wer einen Rundgang durch Murau macht, sollte westlich des Friesachertores ganz genau schauen - dort sind die Figuren in einem Holzturm, dem sogenannten Samsonturm, untergebracht.

Ungewöhnliche Hochzeit in Murau

1617 gab es in Murau ein besonderes Ereignis: „Das war die Heirat der Anna, geborene Neumannin von Wasserleonburg. Sie hat in sechster Ehe den Georg Ludwig Reichsgrafen zu Schwarzenberg geehelicht“, erzählt Wolfgang Wieland, ehemalige Schwarzenberg-Archivar. Aufgrund ihrer vielen Hochzeiten wurde sie sogar als Hexe angeklagt, aber aus Mangel an Beweisen kam es nie zu einer Verurteilung.

Anna Neumann, Ausstellung 400 Jahre Schwarzenberg, Murau

Archiv Schwarzenberg

Anna Neumann

Bei ihrer letzten Hochzeit waren die Braut 81 Jahre und ihr Mann 31 alt. Die sogenannte „Herrin von Murau“ war verwitwet und kinderlos, da ihre beiden Töchter aus erster Ehe und alle fünf Ehemänner bereits gestorben waren - sie suchte also einen Erben für ihren großen Besitz. Da Adoptionen zur damaligen Zeit nicht üblich waren, heiratete Anna Neumann auf Vermittlung von Johann Ulrich von Eggenberg den 50 Jahre jüngeren Reichsgrafen.

Schwarzenberg war durch seine Verdienste im 30-jährigen Krieg zum Reichsgrafen geadelt worden; er galt als ranghoher Diplomat und Kriegsstratege des Habsburger Kaiserhauses. Nach dem Tod von Anna Neumann erbte er ein enormes Vermögen, mit dem er Schloss Murau erbauen ließ und so die Herrschaft der Schwarzenbergs in Murau begründete.

Ansicht Schloss Murau, Ausstellung 400 Jahre Schwarzenberg

"400 Jahre Schwarzenberg"/Michael Hebenstreit

400 Jahre Schwarzenberg

Das Schloss ist bis heute in Besitz der Familie Schwarzenberg, Familienoberhaupt ist der ehemalige tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg: „Es sind sowohl die Wohnung von unserem Fürsten als auch von seinem Sohn, dem Erbprinzen, im Schloss untergebracht“, erklärt Wieland, warum nur ein Teil des Schlosses besichtigt werden kann.

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark-Sommerzeit“, 10.7.2017

Zum Jubiläum erinnert der gesamte Ort an die Anfänge - mehr dazu in 400 Jahre Fürsten Schwarzenberg in Murau -, und man kann einen Blick hinter die Schlosskulisse werfen: Unter anderem können der Rittersaal mit wertvollen Tapisserien, der Katzensaal, die Schlosskapelle und die Schlossküche besichtigt werden. In letzterer ist Originaleinrichtung wie beispielsweise eine Rauchhaube zu sehen.

Herr des Verlieses

Wolfgang Wieland hat zudem die Schlüssel zum alten Schlossverließ: „Es ist eine originale Holztür vorhanden. Die hat eine Öffnung, wo man die Speisen durchreichen konnte. So musste man nicht direkt in das Gefängnis hineingehen“, erklärt er. Der Kerker bestehe aus drei Räumen, der hinterste sei der finsterste und für die gefährlichsten Gefangenen bestimmt gewesen.

Mit Fernglas und Schmetterlingsnetz

Der Furtner Teich ist nicht der Neusiedler See - das ist den verantwortlichen Biologen und Vogelexperten hier ganz wichtig. Vor allem im Sommer, wenn auch viele Badegäste tagsüber im See schwimmen, gehen Zwergdommel, Teichhuhn und Co. auf Tauchstation. Die meisten Vögel beobachtet der Besucher also in der Früh, wenn es noch ruhig ist und sich die gefiederten Zeitgenossen aus dem Schilf herauswagen. Wer sich auf das Naturerlebnis Furtner Teich einlässt, der geht mit Eindrücken nach Hause, die man heutzutage sehr selten erlebt.

Für Ornithologen ist der zehn Hektar große Furtner Teich im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen ein Paradies: Mehr als 250 Vogelarten werden hier gesichtet. Der Teich und das Moor werden als Rast- und Brutplatz verwendet, bevor die Vögel über den Neumarkter Sattel wieder davonfliegen.

Gute Aussicht bei Schlechtwetter

Peter Hochleitner ist für das international bekannte Vogelschutzgebiet am Furtner Teich verantwortlich. Von der Landesvogelschutzwarte aus hat er einen wunderbaren Ausblick über den Teich: „Die meisten Vögel am Zug rasten hier, wenn schlechtes Wetter ist. Wenn zum Beispiel eine Schlechtwetterfront vor den Alpen ist, dann müssen sie hier rasten. Aber bei schlechtem Wetter ist halt kaum jemand unterwegs. Gerade da würde es sich auszahlen.“

Furtner Teich, Heimatsommer Murau

Naturpark Zirbitkogel-Grebenzen/www.natura.at

Am Furtner Teich wurden auch 23 Libellenarten nachgewiesen - das sei relativ viel, denn insgesamt gibt es in Österreich etwa 80 Arten. Die schönsten und prächtigsten Libellen sind die Pracht- und Edellibellen. Schlangen gibt es auch, aber nur Ringelnattern. Dafür beeindrucken die Welse im Furtner Teich mit einer Größe von eineinhalb Metern - die sind beliebt bei den Anglern und landen auch auf der Speisekarte von so manchen Restaurant im nahegelegenen Ort Mariahof.

Bosnische Spur im Murtal

Seit etwa 120 Jahren dampft auch eine Schmalspurbahn durch die Obersteiermark: Die Murtalbahn verbindet den Bezirk Murau mit dem Salzburger Bezirk Lungau. 65 Kilometer lang führt die Strecke von Unzmarkt nach Tamsweg entlang des Oberlaufs der Mur.

Von Juni bis Mitte September können Passagiere dienstags, donnerstags und freitags mit der alten Schmalspurbahn durchs Murtal fahren

Die Murtalbahn wurde im Jahr 1894 in einer Rekordbauzeit von 312 Tagen gebaut; dabei errichtete man drei Tunnels, zwölf Murbrücken und zwölf Bahnhöfe - zur damaligen Zeit war das eine Pionierleistung.

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STLB/ikarus.cc/H. Fladerer/Busreisen Steiermark - Alexander Rauch Studio Brighten

Die Murtalbahn ist die zweitlängste ihrer Art in Österreich. Sie hat eine Spurweite von 760 Millimetern - diese Breite wird auch Bosnische Spurweite genannt. Warum eine Schmalspurbahn? „Aus Kostengründen und aufgrund der Topografie, weil die Täler, in denen sich die Schmalspurbahnen befinden eben eher schmal sind und man sich beim Bauen schwertut“, erklärt Bernhard Wallner, Betriebsleiter der Murtalbahn.

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Seit dem Jahr 1969 fährt der Dampfbummelzug regelmäßig. „Wir waren die ersten in Österreich, die einen Dampfzug planmäßig eingeführt haben. Das heißt, wir verkehren in der Woche drei Mal planmäßig zwischen Murau und Tamsweg“, sagt Wallner.

Einmal Lokführer sein

Wer als Kind schon immer davon geträumt hat, Lokführer zu sein, der kann sich diesen Wunsch hier im Murtal erfüllen: „Besucher können bei uns einen Amateurlokführer-Schein erwerben. Unter Anleitung eines Profi-Dampflokführers hat man die Möglichkeit, die Dampflok zu bedienen und als Abschluss bekommt man ein Zertifikat“, so Wallner.

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Bei Touristen wird die Murtalbahn immer beliebter, kann man doch auf einzigartige Weise die landschaftliche Schönheit entlang der Mur genießen. „Die Murtalbahn entwickelt sich immer mehr zur Marke“, sagt Bernhard Wallner. Vor allem der Radtourismus wird immer mehr. „Wir fahren der Mur entlang, die Räder können im Zug kostenlos mitbefördert werden. Dann kann man in Tamsweg aussteigen und entlang der Mur nach Murau herunterradeln“, so Wallner.

Flower Power im Heimatsommer

Musik, Tanz und jede Menge gute Laune: Im Rahmen des heurigen Heimatsommers geht das ORF-Steiermark-Team auf große Flower-Power-Tour und bringt in alle steirischen Bezirke love, peace & happiness - mehr dazu in Auf Flower-Power-Tour durch die ganze Steiermark

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