Bodo Kirchhoff macht eine Kreuzfahrt - oder nicht

Eine kostenlose Kreuzfahrt in der Karibik klingt nach einem tollen Urlaub - nicht aber für Autor Bodo Kirchhoff. In „Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt“ überlegt er auf mehr als 120 Seiten, ob er diese annehmen soll.

Von einer Reederei erhält der deutsche Autor Bodo Kirchhoff die Einladung, als Gastkünstler an einer Kreuzfahrt in der Karibik teilzunehmen. Zahlen müsste er dafür nichts - im Gegenteil: Eine Außenkabine mit Balkon, freie Verpflegung und andere kostenlose Annehmlichkeiten sind bereits im Angebot inkludiert; dazu erhält der Autor natürlich auch noch ein Honorar. Was kann ein Mensch dazu anderes sagen als ja? Das meint auch der Autor - zumindest anfangs.

Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt

Frankfurter Verlagsanstalt

Buchtipp:

„Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt“ von Bodo Kirchhoff (ISBN 978-3-627-00246-1) ist in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen und kostet 18,60 Euro.

Eine Einladung mit Einschränkungen

Im Anhang der Einladung befindet sich allerdings ein Begleitschreiben, das diverse Einschränkungen und Verpflichtungen enthält, die dem Autor so gar nicht gefallen: Allein die Vorstellung, dass auf dem Schiff 5.000 Passagiere plus 2.000 Mann und Frau der Besatzung unterwegs sein werden, bereitet dem Schriftsteller Kopfzerbrechen.

Dann sind da noch zwei Schriftsteller-Kollegen, von denen er nicht viel hält und mit denen er auf keinen Fall in einem Atemzug genannt werden möchte oder gar - was wahrscheinlich noch schlimmer wäre - auf gemeinsamen Fotos gesehen werden will.

Fragen über Fragen

Angesichts dieser Einschränkungen verfasst der Autor dann auch ein akribisches Antwortschreiben an die Reederei, in dem er keine Eventualität auslässt: Welche Vorkehrungen werden für den Fall einer Meuterei getroffen? Was geschieht, wenn bei einem Landausflug Bakterien aufs Schiff eingeschleppt werden, und - was würde passieren, wenn ein über seine Lesung erboster Passagier ihn über die Reling in den Tod stoßen würde?

„Es sollte daher kein Zwang bestehen, mich unnötig unter die zahlenden Gäste begeben zu müssen, zumal das Alleinsein zum Wesen des Schriftstellers gehört. Ich könnte die Mahlzeiten in meiner Kabine einnehmen, die Reise vom Balkon aus genießen und nur zu den Lesungen erscheinen“, so der Autor. Nicht fehlen dürfen auch ein paar skurril klingende Details: So soll der Autor bereits ein Dreivierteljahr vor Reisebeginn die gewünschten persönlichen Essenszeiten angeben.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 27.8.2017

Keine leichte Entscheidung

Je länger er schreibt, desto konkreter wird auch die Vorstellung von jener Frau Faber-Eschenbach, die im Namen der Reederei das Kreuzfahrts-Angebot an ihn gerichtet hat - das eine oder andere Glas Whiskey, das der Autor dabei trinkt, mag vielleicht auch dazu beitragen. Keine leichte Entscheidung also - auch wenn alles auf den ersten Blick so einfach klingt.

Link: