„Die Tulpe macht der Rose Konkurrenz“

Der Valentinstag ist der Tag der Liebe - und an keinem anderen Tag im Jahr steht die Blume derart im Mittelpunkt: Millionen Blumen werden an nur einem Tag verkauft, dementsprechend viel Betrieb ist in den Gärtnereien.

Es riecht nach Primeln und ein bisschen nach Frühling in den Gewächshäusern der Pflanzenwelt Langer in Fürstenfeld: Topf an Topf, Blatt an Blatt reihen sich die bunten Frühlingsboten aneinander.

Auch das Gewächshaus braucht die Sonne

Birgit Langer ist Gärtnermeisterin und Chefin der Großgärtnerei - sie führt durch die verschiedenen Räume und Gewächshäuser. Mit Erde gefüllte Kisten stehen in den Gängen - die hervorspitzenden Triebe verraten, dass dort bald Tulpen blühen werden. Kurz vor dem Valentinstag werden die Knospen aus dem kühlen Gewächshaus in die wärmere Gärtnerei gebracht, damit sie am 14. Februar in voller Blüte stehen: „Das ist eine Spielerei. Wenn die Sonne scheint, geht es schneller. Wenn es bedeckt ist, dann dauert es ein bisschen länger. Es wird eigentlich immer hin und her geräumt“, sagt Langer.

Vor dem Valentinstag ist nach dem Valentinstag

Die Planung für den „Tag der Liebe“ beginnt nach dem vergangenen Valentinstag: Dann schreiben Brigit Langer und ihr Team zusammen, welche Ware gut verkauft wurde, wovon zu viel und wovon zu wenig vorhanden war. Ab März werden die Jungpflanzen bestellt, denn bis zum nächsten Valentinstag haben die Blumen einen langen Wachstumsprozess vor sich.

Die Knollen der Zyklamen werden zum Beispiel schon Ende Juli eingetopft, die jungen Primeln Mitte September und etwa einen Monat später die Narzissen - auch sie wandern zwischen den Räumlichkeiten mit den kühlen und warmen Raumtemperaturen hin und her, damit sie termingerecht erblühen und wenige Tage vor Valentin geerntet werden können.

Rosen aus der Steiermark

Außerdem müssen die Schnittblumen bestellt werden: Die Rosen kommen aus Holland – und aus der Steiermark: Die Gärtnereien Wallner und Fischer aus Graz und Graz-Umgebung züchten unter anderem Rosen, Gerbera und Alstromerien. Rund 60 Prozent der Blumen, die in Österreich über die Ladentische gehen, stammen aus heimischer Produktion. Zu Valentin seien das vor allem Frühlingsblumen wie Tulpen, Narzissen, Anemonen oder Ranunkeln, sagt Johann Obendrauf, Landesinnungsmeister der Gärtner und Floristen in der Steiermark.

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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Gefüllte Rosen aus der Grazer Gärtnerei Wallner

Gleichzeitig ist der Valentinstag auch der Saisonauftakt für die heimischen Gärtnerbetriebe, denn die Steiermark zählt zu den wichtigsten Blumenproduzenten in Österreich: Allein bei Gartenbau Wallner werden rund um Valentin 70.000 Tulpen, 60.000 Gerbera und 60.000 Rosen produziert, heißt es in einer Aussendung der Wirtschaftskammer Steiermark.

Rosenpreise zu Valentin besonders hoch

Die Rosen, meist rot und weiß, die aus Holland geliefert werden, haben bereits eine lange Reise hinter sich: In den Niederlanden finden die größten Blumenauktionen der Welt statt. Die meisten Blüten, die dort feilgeboten werden, stammen aus Afrika und Südamerika – Nelken aus Kolumbien, Ranunkeln aus Italien, Rosen aus Ecuador. Über 1.000 Tonnen Rosen werden per Luftfracht nach Europa geflogen.

Die Händler sitzen vor Bildschirmen mit einer Uhr. Dort läuft aber keine Zeit, sondern der Preis für eine bestimmte Pflanzensorte. Bei dem gewünschten Preis drückt der Händler die Stopptaste und trägt die gewünschte Menge ein, wie ein Video der AALSMEER Blumenversteigerung (Youtube) zeigt. Durch die große Nachfrage rund um Valentin ersteigern sie die Blumen zu einem deutlich höheren Preis, und der schlägt sich im Verkauf in den Geschäften nieder.

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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Außerdem sei der Aufwand für die Produzenten größer: Um die Nachfrage bedienen zu können, würden teilweise Produzenten auf einen Flor, also eine Ernte, verzichten, sagt Birgit Langer und führt hinunter in den Kühlraum, wo Rosen und Gerbera lagern.

Die größte Herausforderung sei es, trotz der Aufzeichnungen die Menge für die benötigte Blumenanzahl zu erraten und auch unterzubringen: Es könne immer sein, dass gerade eine bestimmte Sorte oder Farbe besonders begehrt sei, erklärt Langer.

Tulpe stiehlt der Rose zunehmend die Show

Die Rose ist zwar immer noch die Königin unter den Blumen, allerdings avanciert auch die Tulpe zunehmend zur Lieblingsblume, weiß Landesinnungsmeister Obendrauf. „Die Tulpe macht der Rose auf alle Fälle Konkurrenz. Gerade im Frühjahr ist sie besonders beliebt“, so Obendrauf. Rund 6.000 Tulpen und ein paar tausend Rosen würden am Valentinstag in ihrem Geschäft verkauft, ergänzt Langer.

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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„Die Männer kaufen am Valentinstag meist rote Rosen für ihre Liebste, die Frauen eher Frühlingsblumen“, sagt Birgit Langer. Das Wichtigste seien aber individuell gebundene Sträuße: „In den 80er- und 90er-Jahren waren standardisierte Fertigsträuße mit beispielsweise drei Frühlingsblühern und Spraynelken beliebt. Heute wird das überhaupt nicht mehr nachgefragt“, so Langer.

Dieses Marktsegment decken mittlerweile große Supermarktketten ab. Damit einhergehend geht der Verkauf der klassischen gelben Narzisse zurück - ihren Platz nehmen die kleinblütigen Strauß-Narzissen, die sogenannten Tazetten, ein.

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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Auch die Narzissen warten auf die Ernte

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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Blumen am Valentinstag für die Gärtnerin selbst? „Ich bekomme traditionell einen bunten Tulpenstrauß“, sagt Birgit Langer, die auch selbst am liebsten Tulpensträuße verschenkt: „Es ist das Kräftige, Aufblühende, wo man sieht, wie die Tulpe wächst. Das ist schön anzuschauen, jetzt, wo die Vegetation draußen noch ruht“, so Langer. Ihre Lieblingsblume sei allerdings der Weihnachtsstern.

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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Birgit Langer mit einem der beliebten Valentinstagskörbe

Weniger Zimmerpflanzen, mehr Gestecke

Ein Stockwerk über dem Kühlraum binden die Floristinnen Strauß um Strauß. Drei Tage vor Valentin beginnt die Intensivphase - dann helfen auch die Gärtner, deren Arbeit erst nach der Wintersaison so richtig beginnt, beim Einwässern, Einschneiden, Abdornen der Rosen oder Herrichten der Topfpflanzen.

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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Der größte Teil der Kundschaft kommt immer noch am 14. Februar ins Geschäft, mittlerweile lassen viele Kunden die Blumen aber auch zustellen. „Bei uns sind am Valentinstag zwei Mitarbeiter permanent unterwegs, um die Ware auszuführen“, so Langer. Der Valentinstag ist laut Innungsmeister Obendrauf einer der wichtigsten Tage im Geschäftsjahr: Etwa ein Prozent des Jahresumsatzes wird am 13. und 14. Februar gemacht.

Valentinstag 2018, Pflanzenwelt Langer

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Der 14. Februar ist nicht nur der „Tag der Liebenden“, sondern auch der „Tag der Blume“. „An keinem anderen Tag erfährt das Kulturgut Blume und Floristik eine derartige Wertschätzung“, sagt Johann Obendrauf.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 14.2.2018

Beliebte Valentinstagsgeschenke seien einzelne Blüten wie rote oder weiße Rosen mit einer floralen Dekoration genauso wie Frühlingssträuße und Schalen oder Körbe mit Frühlingsblühern. „Der Trend geht eher zu Frühlingsblühern, weil sie farbenfroher sind und mit ihren kräftigen Farben am besten in die Saison passen“, so Langer. Immer weniger gefragt sind hingegen klassische Zimmerpflanzen wie Usambaraveilchen oder Kalanchoen. „Vor 20 Jahren waren das die Hauptpflanzen. Die Primel war immer beliebt, und die Zwiebelgewächse sind in den letzten Jahren stärker geworden“, sagt Birgit Langer.

Biedermeiersträußchen und Pastelltöne

Zwei andere Trends macht Brigit Langer auch aus: aufdekorierte Schnittblumen in Glasvasen und Biedermeiersträußchen, die vor allem Kinder ihren Müttern schenken. Farblich entwickelte sich der Trend hin zu pastelligen Farbtönen wie Rosa, Hellgrün oder Lachs. Der spezielle Trend für 2018: „Angetriebene Blütenzweige, etwa in Kombination mit einer Amaryllis“, sagt Rudolf Hajek, Bundesinnungsmeister der Gärtner und Floristen.