Die düstere Zukunftsmusik der Alpen

Ob durch Klimawandel oder Tourismus: Die Alpen sind massiven Veränderungen ausgesetzt. In seinem „Schwarzbuch Alpen“ rüttelt der Umweltschützer und Fotograf Matthias Schickhofer auf - und zeigt Alternativen.

Seine Liebe zu den Alpen hat Matthias Schickhofer in der Steiermark entdeckt - als Kind war er mit seinen Eltern in Schladming auf Urlaub: „Ich glaube, ich war sechs Jahre alt. Da sind wir damals mit einem ganz langsamen und wahrscheinlich sehr umweltunfreundlichen Wagen aus dem Waldviertel in die Berge gefahren. Ich kann mich noch erinnern, wie wir dann auf das Rohrmoos gekommen sind, wo man den wunderschönen Blick auf den Dachstein hat: Es war Abend und ich habe das erst Mal diesen riesigen Berg gesehen - das hat mich fasziniert.“

„Mit der romantischen Natur ist es vorbei“

Viele Urlaube, sommers wie winters, sollten folgen. Jahr für Jahr beobachtete Schickhofer dabei starke Veränderungen: „Meine ersten Schifahrerlebnisse habe ich auf dem Sattel zwischen der Planai und Krahberg-Zinken gemacht - da war damals noch kein Lift. Wir sind mit einem alten Transitbus die Straße auf die Planai hinaufgefahren und sind dann das Stück zu diesem Sattel rübergegangen und haben uns unsere eigenen Pisten getreten. Da haben wir so eine Art Abenteuerurlaub verbracht - und wenn man jetzt hinkommt, sind dort Lifte, Restaurants, Dudelmusik - mit der alpinen romantischen Natur ist es vorbei.“

Cover

Brandstätter Verlag

Angesichts des Klimawandels appelliert Schickhofer in seinem Buch, eine Nachdenkpause einzulegen - darüber, wo der Ausbau von Skigebieten überhaupt noch Sinn macht - und wo es Alternativen dazu gibt, die dafür sorgen, dass diese Gebiete auch langfristig wirtschaftlich profitieren: „Was ich mit dem Buch zu vermitteln versuche, ist, dass es genug ist. Wenn wir jetzt auch noch die letzten wilden Täler und Berghänge verbauen. Auch angesichts des Klimawandels, wo Experten flächendeckend sagen, dass wir in den nächsten Jahrzehnten Probleme mit dem Schnee bekommen werden, stellt sich die Frage, ob es für die nächsten 10, 15, 20 Jahre, in denen das Schifahren noch ökonomisch Sinn ergibt, auch noch die letzten Berge zu verbauen.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 28.3.2018

Die Probleme sind vielschichtig, in jedem Tal anders - Schickhofer sieht keine Patentlösungen: „Es gibt im Süden das Problem der Entvölkerung, teilweise auch in den ehemaligen Industriegebieten im Norden der Steiermark, wo Orte mittlerweile nahezu ausgestorben sind. In anderen Gemeinden gibt es die Schwierigkeiten mit den großen Schigebieten. In anderen Bereichen gibt es Schwierigkeiten mit den Autobahnen und Einkaufszentren, die eher in den großen Tälern vor sich hinwuchern - da braucht es verschiedene Lösungen.“

Eine andere Art der Lebensqualität

Als positives Beispiel nennt der Autor das Piemont. Hier werden Täler, aus denen in denen letzten Jahrzehnten die Menschen in die Städte abgewandert sind, wieder belebt: „Mittlerweile kommen die Menschen wieder zurück in die Täler und bieten dort Tourismus an - einen anderen Tourismus als in Kitzbühel oder Schladming. Die setzen dehr stark auf naturaffinen Tourismus, Kulinarik, alte Kultur, Bio-Hotels, Mehrtageswanderrouten, Wildniserleben und und und. Diese Täler leben mittlerweile ganz gut von dieser sanften Art des Tourismus.“

Die Menschen würden wieder zurückkommen, so Schickhofer: „Auch die Jungen, Start-ups, die teilweise in den Bergen wohnen, ein paar Tage dort arbeiten und dann ihre Termine in der Stadt bündeln - und dann wieder zurückfahren, weil die Lebensqualität in den Alpen einfach ganz anders ist.“

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