Zeitgemäße Räuber im Next Liberty
Das Grazer Jugend-Theater zeigt Schillers revolutionäres Jugend-Werk in einer entstaubten, deutlich gestrafften und poppigen Fassung: Graf von Moor schaut sich Super-8-Filme über das Aufwachsen seiner Söhne an, die verfeindeten Brüder treten in College-Jacken auf, und schließlich werden die Räuber noch per Hubschrauber gejagt.
Next Liebrty/Lupi Spuma
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 9.3.2012
Die Bühne ist eingefasst von gelben Tonnen, auf denen zwischen den Szenen immer wieder ein Clown trommelt - symbolisch für die Zündkraft, die das Stück noch immer hat. Die Räuber-Bande rebelliert gegen staatliche Bevormundung und lehnt sich auf gegen ein als verkrustet empfundenes Gesellschaftssystem.
1782 ein Skandal, auch heute noch Zündstoff
Schillers revolutionäre Gedanken sorgten bei der Uraufführung 1782 für einen Skandal - doch auch für die heutige Jugend hat das Stück noch Zündstoff, meint Regisseur C.C. Weinberger: „Das Stück ist alt, aber Schiller war jung. Er war 19 Jahre alt, war in seinem Internat, wo er sich, glaube ich, nicht sehr wohl gefühlt hat, und vor allem in Baden-Württemberg, wo Bayern nebenan damals schon ein Hort der Freiheit war, im Vergleich dazu, und er hat halt heimlich diesen Aufschrei von der Seele gelassen und geschrieben – also diesen jungendlichen Aufschrei. Der Vater ist eigentlich ein Symbol für die alte, patriarchalische Gesellschaft - es war ja damals alles viel ärger – aber auch gegen Bevormundung, gegen Unterdrückung letzten Endes, und da hat sich zwar graduell einiges geändert, das Prinzip selbst hat sich aber nicht geändert. Deswegen ist es auch heute noch so spannend.“
Next Liberty/Lupi Spuma
Verfeindete Brüder im Kampf um Anerkennung
Zwei ungleiche Brüder im Kampf um Anerkennung durch den Vater: Franz, berechnend und eifersüchtig, und Karl, der als Räuber-Hauptmann der Gesellschaft enttäuscht den Rücken kehrt, nachdem ihn sein Vater, der von Bruder Franz aufgehetzt wurde, verstoßen hat.
Doch die Wut verbindet die verfeindeten Brüder, wie die beiden Hauptdarsteller Martin Niderbrunner und Felix Rank meinen: „Die Räuberbande, die mordet ja auch, also kann man keinesfalls von gut sprechen. Ich glaub’ nicht, dass beide gut oder böse sind, und der Franz handelt halt nur aus seinem Egoismus heraus.“