Xerxes’ Ränkespiel an der Grazer Oper

Nach dem Misserfolg 1738 in London ist Georg Friedrich Händels Oper „Xerxes“ rasch abgesetzt worden - 2013 gelang Stefan Herheim damit aber ein Regie-Coup. Nun ist das Ränkespiel um den persischen König an der Grazer Oper zu sehen.

Der norwegische Regie-Star Stefan Herheim setzt das wiederentdeckte Stück als opulente Barock-Show in Szene und lässt dabei ganz vergessen, dass die stärkste Arie gleich zu Beginn zu hören ist: „Die einzig wirklich berühmte Arie des ganzen Stücks steht ganz am Anfang der Oper. Das ist eine Merkwürdigkeit - die Leute denken, jetzt haben wir das Schöne bekommen und können eigentlich nach Hause gehen“, sagt Herheim.

Szene

Oper Graz

Wahnsinnskampf um die Glaubwürdigkeit

Dem Folge zu leisten, sei dringend abgeraten, denn der Regisseur führt ein wahres Spektakel in einem nachgebauten barocken Theater vor. Er lädt zu einem burlesken und überbordenden Reigen, der Aug’, Ohr und Lachmuskeln im besten Sinne überfordern könnte. „Das scheint so, als würden die Darsteller nicht auf das Spiel vertrauen, das sie vorzuführen haben. Und wir spielen das so, dass sie sich selbst bewusst sind, wie stark sie noch kämpfen müssen, damit sie überhaupt noch das Publikum überzeugen können. Dabei geht aber leider einiges schief, und es ist ein Wahnsinnskampf um die Glaubwürdigkeit als Darsteller, die das Ganze so ad absurdum führt.“

Szene

Oper Graz

Xerxes der Perserkönig gespielt von Stephanie Houtzeel

Der „Sex-Rex“ gespielt von einer Frau

Den Womanizer Xerxes gibt Stephanie Houtzeel - als facettenreiches Rollendebut: „Erstens ist er der ‚Sex-Rex‘, ist mit allen Frauen irgendwie sehr nah dran. Er ist aber auch irgendwie der Depp, er ist auch machtsüchtig und spielt dieses sehr gemeine Spiel mit seinem Bruder. Er ist kein netter Kerl, aber so ein Charakter ist viel lustiger zu spielen.“ Aus der Leuchtschrift Xerxes wird Rex Sex, seine Soldaten sind tollpatschig wie bei Asterix, und als die von ihm angehimmelte Romilda Rache üben will, bedient sie sich eines Waffenarsenals vom Messer bis zu Kanone.

Der Perfektionist und der „Crispe“-Sound

Herheim bezeichnet sich selbst als großen Perfektionisten: Er gehe mit der Regie um wie die Partitur selbst, und diese ist ihm heilig. „Da steht was, das gibt eine Dynamik vor, da muss man sich dann entscheiden, wie packt man das an“, sagt der Regisseur.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 28.11.2014

Ins Spiel eingebunden ist auch das Orchester - auf Zuschauerhöhe kommentiert es den Gesang, denn, wie Dirigent Konrad Junghänel sagt, „es geht hier nicht nur um Lautstärke, es ist einfach so, wenn sie den Klang direkt hören, ohne eine Mauer dazwischen, die eigentlich immer alles einmulmt, dann hat das eine viel ‚crispere‘ Ansprache im Ton vom Instrumentarium, und das ist natürlich genau das was diese Musik braucht.“ Am Ende dieses dichten Spiels singt der Chor in modernen Kleidern ins Publikum - barock is over, wir sind im Heute.

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