Die Frau mit dem (Rasier-)Messer

Graz bietet etwas, was in Istanbul seit Jahrhunderten hochgehalten wird: die Barbiers-Kunst - wobei in Graz eine Frau den Männern das Messer ansetzt. Irene Garcia heißt die Barbierin, die in einem Grazer Hotel arbeitet; sie ist Österreichs einzige Barbierin.

Irene Garcia

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Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 11.4.2015

Für die Urgroßväter-Generation war der wöchentliche Besuch beim Friseur samt Rasur noch Alltag, mit dem Aufkommen der Rasierklingen aber verschwanden die Barbiere. Nachdem derzeit Bart aber wieder Trend ist, feiern auch die Barbiere ein Comeback, denn egal, ob Vollbart, Drei-Tage-Bart oder Schnurrbart: Gepflegt muss er schon sein.

Österreichs einzige Barbierin

In Graz geht nun eine Frau den Männern mit dem Messer um und an den Bart: Irene Garcia ist Österreichs einzige Barbierin. „Die Rasur zu machen - das ist für mich wie ein Kunst. Das mache ich so gerne, dass es schön ausschaut, das genieße ich“, so Irene Garcia. Ihren Barbierstuhl hat sie im Hotel Weitzer aufgestellt.

Bei der Barbierin

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Tradition lebt wieder auf

„Mein Großvater ist noch täglich hinübergefahren zu einem Friseur und hat sich dort rasieren lassen - und diese Tradition wollen wir wieder aufleben lassen“, so Hotel-Hausherr Florian Weitzer.

„Spa fürs Gesicht“

Denn beim Barbier darf ein Mann sein, wie ein Mann eben ist - ganz einfach nur verwöhnungsbedürftig. Österreichs einziger Barbierin liefern sich Männer gerne ans Messer, um perfekt rasiert, massiert und gecremt zu werden - ein Genuss, auf den immer mehr Herren in Graz kommen, vor allem, wenn Mann nicht einfach nur einen Bart trägt, sondern diesem einen richtigen Haar-Schnitt gönnt: "Es ist wie nach dem Spa fürs Gesicht. Es ist total erfrischend und eigentlich unbeschreiblich, so Hoteldirektor Muamer Cinac. „Man muss Zeit mitnehmen, aber man sollte sich das auch gönnen.“

Bei der Barbierin

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Bei der Barbierin

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Konturen-Studium

„Beim ersten Mal habe ich die Augen noch zugemacht, weil ich nicht zuschauen wollte“, gesteht Kunde Florian Halbwachs. Doch der Barbierin, die ihr Handwerk in Venezuela von Grund auf gelernt hat, kann man vertrauen - sie gönnt dem Herren auch eine Kaffeepause und nützt diese, um die Gesichtskonturen genau zu studieren: „Du musst dir das Gesicht vom Kunden genau anschauen, welche Kontur am besten passt“, so die Barbierin.

Bei der Barbierin

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Allerhöchste Entspannung

Allerhöchstes Fingerspitzengefühl, ein gutes Auge und eine ruhige Hand verlangt sie - die Handwerkskunst, die einen alles rund um sich vergessen lässt: „Man entspannt da sehr, schläft fast ein. Es ist schon auch ein bisschen ein nostalgisches Gefühl. Ein schönes Handwerk, das ich - ich bin selber Handwerker - auch sehr schätze“, sagt Kunde Florian Halbwachs.

Und: Mit der Bartpflege tue ein Mann sich nicht nur selbst, sondern auch den Frauen einen Gefallen, meint Irene Garcia, denn „egal, ob die Männer Haar auf dem Kopf haben - wenn sie einen Bart haben, ist das toll, das ist viel schöner so“.