Die gekränkte Gesellschaft

Das Grazer Theater im Bahnhof legt in seiner neuesten Produktion den Finger in so manche Wunde unserer Zeit: In dem Stück „Die gekränkte Gesellschaft“ wimmelt es nur so vor Wehwehchen und Krankheiten.

100 Grazer Lebensgeschichten, quer durch alle Alters- und Sozialschichten, werden vom Theater im Bahnhof fiktiv seziert. Regisseurin Monika Klengel sagt, sie habe den Titel sehr bewusst gewählt: „Also, ich finde, wir sind alle ein bisschen verletzt, gekränkt. Unser ganzes Leben ist etwas angeschlagen, aber nicht krank. So erlebe ich mein Umfeld, so erlebe ich mich selber. Meine Diagnose ist, dass die Gesellschaft derzeit in keinem guten Zustand ist“.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 13.5.2015

Vom Pickel bis zur Hämorrhoide

Nahezu jeder hat sozialen Stress, ob er sich in einer Position behaupten muss, arbeitslos ist oder selbst gefühlt nicht gut genug aussieht: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich niemanden kenne, der kein Leiden, kein Wehwehchen hat, ob eine Narbe auf der Seele oder am Körper, wir sind eine sehr angezählte Gesellschaft“, sagt Monika Klengel. Pickel gehören sicher zu den kleineren Problemen, die diese gekränkte Gesellschaft markieren, werden aber in dem Stück ebenso angesprochen wie Hämorrhoiden oder das Alter an sich.

Theater im Bahnhof, die gekränkte Gesellschaft

ORF.at

„Die gekränkte Gesellschaft“ läuft bis 30. Mai im Theater im Bahnhof

100 Sessel spiegeln 100 Menschen wider

Dargestellt werde eine ungleiche Gesellschaft, die ungesund ist und an ihrer Verteilungsungerechtigkeit leidet, sagt die Regisseurin: „Es ist eine Gesellschaft mit einem hohen Gefälle zwischen reich und arm. Ich finde es eigentlich sehr interessant, dass diese wachsende Schere zwischen arm und reich uns allen nicht guttut.“

„Ein Wimmelbild mit 100 Menschen“ ist der Untertitel des Stückes - stellvertretend für jeden Einzelnen stehen 100 Sessel im langgezogenen Raum: Küchensessel, Gartensessel, Fauteuils, auf denen die Zuschauer Platz nehmen - es könnte in Ausschnitten auch ihre Geschichte abbilden. Mittendrin die sieben Schauspieler, die erzählen, mitfühlen, tanzen, trinken oder sich gegenseitig die Wehwehchen wegmassieren. „Jede Biographie ist so einzigartig in aller Banalität und Tragik. Alles was es im menschlichen Leben so gibt ist erzählenswert“, so die Regisseurin.

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