Die Grazer Oper sucht „den fernen Klang“

Nach 91 Jahren kehrt die Oper „Der ferne Klang“ von Franz Schreker nach Graz zurück und eröffnet die neue Spielsaison. Das Werk handelt von Sehnsüchten und der Suche nach dem Sinn und begeistert mit hypnotischer Musik.

Im Jahr 1924 feierte das Werk seine österreichische Erstaufführung an der Grazer Oper, ehe es aus dem Spielplan verschwand. Die neue Intendantin Nora Schmid holt die Oper nun zurück auf die Bühne und eröffnet mit ihr am 26. September die neue Saison.

Hypnotische Musik

„Der ferne Klang“ zählt zwar zur Spätromantik, weist allerdings expressionistische Einschübe auf - Chefdirigent Dirk Kaftan beschreibt die Partitur als hypnotische Musik: „Sie spricht die verschiedenen Bereiche des Bewusstseins an: Träumen, Suchen, Visionen, Unterbewusstes.“ Dabei schaffe es die Musik gleichzeitig, in die Realität zurück zu kippen: „Bei ganz alltäglichen Szenen auf der Bühne transportiert die Musik das, was man nicht sieht, was gefühlt wird oder sich im Unterbewussten abspielt.“

"Der ferne Klang"

Oper Graz

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 25.9.2015

Inhaltlich erzählt Franz Schreker die Geschichte zweier Leben, die von unterschiedlichen Sehnsüchten und verpassten Chancen erzählt: Ein junger Komponist zieht aus, um nach dem undefinierbaren „fernen Klang“ zu suchen. Dabei verliert er sich selbst und lässt seine Freundin Grete zurück. Diese wird von ihrem Vater an einen Wirten verkauft, vor dem sie aber fliehen kann; nun macht sie sich ebenfalls auf die Suche.

Musikalische Elemente bleiben verwoben

Die Oper spielt sowohl in Deutschland als auch in Venedig, die musikalischen Elemente bleiben verwoben. „Im zweiten Akt hören wir verschiedene Fernorchester und Chöre, welche in unterschiedlichen Sprachen und Stilen aufspielen.“ Eine Zigeuner-Kapelle, ein venezianisches Tanzorchester, merkwürdige Stimmen von Sirenen, die aus dem Off erklingen, Melodie-Fetzen - nichts ist genau zu verorten und voller Geheimnisse - „genauso wie die zugrunde liegende Tonart“, sagt Kaftan.

"Der ferne Klang"

Oper Graz

Die Oper nach 91 Jahren wieder in Graz zu spielen, sei etwas Besonderes: „Das Thema, die Inhalte dieses Stücks, betreffen uns heute, in einer Zeit der Sinnsuche und der Orientierungslosigkeit, genauso wie damals.“

Anfänglicher Erfolg verebbte

Die Oper wurde im Jahr 1912 in Frankfurt am Main uraufgeführt. Der anfänglich große Erfolg der Oper verebbte, als Schreker zunehmend politisch angefeindet wurde; die Nazis stuften sein Werk schließlich als „entartet“ ein, es verschwand für lange Jahr von den Spielplänen. Schreker selbst starb 1934 an einem Schlaganfall.

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