Sex, Drugs - und jetzt startet Rock’n’Roll im Kino
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„Es geht um Freundschaft, um Musik und Humor. Und natürlich auch um viele andere Dinge, aber das sind die wichtigsten“, fasst Regisseur Michael Ostrowski „Hotel Rock’n’Roll“ zusammen. Die Idee zur Film-Trilogie war ihm gemeinsam mit Michael Glawogger gekommen: „Die Idee ist schon während dem Schreiben von ‚Contact High‘ entstanden: Wir haben festgestellt, dass das eine Trilogie wird, weil wir Sex und Drugs behandelt haben und uns dachten: ‚Ah, da sollten wir noch was Drittes machen!‘“
„Hatten viele Ideen gemeinsam“
Nachdem „Nacktschnecken“ bereits Kult und „Contact High“ abgedreht war, hieß es für die beiden Steirer also, Ideen zu spinnen - „und ich hab irrsinnig lange gebraucht, um die erste Fassung zu schreiben. Wahnsinnig lange. Weil ich wirklich kiloweise Material gesammelt, Filme angeschaut und immer versucht habe, zwei Genres zu kombinieren: Einen Musikfilm, einen klassischen ‚Heimatfilm‘ fast, einen Hotelfilm mit Rock’n’Roll. Und damit wird das Ganze quasi unerschöpflich“. Am Ende schrieben Glawogger und Ostrowski zusammen weiter: „Wir hatten viele Ideen gemeinsam und dann versucht, es zu komprimieren“, erinnert sich Ostrowski - mehr dazu in Das Lied vom „Nudlwoiga“ (news.ORF.at).
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Nach dem Tod Glawoggers führte der Leobener die Trilogie mit Co-Regisseur Helmut Köpping zu Ende - eine passende Wahl, wie Ostrowski verrät: „Er hat mit Michi Glawogger viel gemacht und wir haben einen Halbstundenfilm gemeinsam gedreht. So haben wir uns gedacht, das wäre eine gute Ergänzung/Zusammenarbeit.“
Mao, Max und Jerry lassen es krachen
Fans der vorangegangenen Filme müssen also nicht darum fürchten, dass Sex oder Drugs im neuen Streifen um die drei sympathischen Grazer Verlierertypen Mao, Max und Jerry zu kurz kommen - ganz im Gegenteil.
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Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 22.8.2016
Allerdings steht nun das titelgebende „Hotel Rock’n’Roll“ im Mittelpunkt der Geschichte: Nachdem Mao (Pia Hierzegger) von ihrem Onkel ein abgetakeltes Hotel am Land geerbt hat, haben sie und ihre stets gutgelaunten Freunde Max (Michael Ostrowski) und Jerry (Neuzugang Gerald Votava statt „Hans“ Raimund Wallisch) einen Plan: Um Gäste in die steirische Provinz zu locken, wollen die Hotelerbin und ihre Hobbyrockstars den Spirit des Rock’n’Roll wieder aufleben lassen - von der Livemusik über Themenzimmer bis hin zur Kulinarik.
Reibungsloser Rock’n’Roll
Neben der eigenen Unfähigkeit erwarten die drei Helden auch dieses Mal wieder jede Menge Probleme, ehe das Hotel wiedereröffnet werden kann: Weil der Ganove Schorschi (Georg Friedrich in seiner Prolo-Paraderolle) nach einem Banküberfall sein Fluchtauto im Teich des Anwesens versenkt, steht schon bald Inspektor Walzer (Johannes Zeiler) im Garten. Schorschis einstiger Gangster-Partner Harry (Detlev Buck), nunmehr Besitzer des nahegelegenen „Alpengasthofes Alzheimer“, plant indes eine feindliche Übernahme, und auch die Bank sitzt Mao, die mit dem Hotel auch einen Haufen Schulden geerbt hat, im Nacken.
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Alles in allem großes Chaos - eigentlich reibungsloser Rock’n’Roll-Lifestyle - der Ostrowski, der mit 14 bereits eine eigene Band hatte, nicht schwer gefallen sein dürfte. Zumindest lässt „Hotel Rock’n’Roll“ nichts von Schwere erahnen - stattdessen ist für jeden Humor etwas dabei, während sich doch etwas überhöhte Situationskomik und Slapstick abwechseln. Dazu gibt’s noch eine gelungene Prise „Futschikato Masalani“ - der von Ostrowski teilweise mitgeschriebene Titelsong, der wegen der ständigen Wiederholung in verschiedensten Musikstilen zum Ohrwurm wird.
„Das Leben ist ein Pachtvertrag“
Zugegeben, subtil ist auch dieses Werk nicht, wobei ausgerechnet der kultige Kleinganove Schorschi für manch philosophische Schmankerl sorgt. Über 40 und so zugedröhnt „wie in meinem ganzen Leben no ned" sieht der nämlich sein Ende nahen, ganz nach dem Motto: Das Leben ist ein Pachtvertrag, und ich hab’ das Gefühl, meiner läuft gerade ab.“ Einen Ausweg gibt es für die, die sich über ihre Freiheit definieren, aber nicht, denn: „Illegalität ist immer auch eine Auflehnung gegen die herrschenden Zustände.“
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Es sind Sätze wie diese, die hängen bleiben, Improvisationen und Rocker-Posen von Ostrowski, die einen laut auflachen lassen, Gastauftritte von Stefanie Werger, Skero, Element-of-Crime-Frontmann Sven Regener und The-Base-Sänger Norbert Wally, die für Überraschungen sorgen. Als ikonischer Erbonkel Waberl ist übrigens eingangs Willi Resetarits zu sehen - die Rolle war eigentlich Glawogger zugedacht.
„Sein Spirit ist über all dem. Das ist das Wichtigste“
Stattdessen ist Glawoggers Konterfei das letzte Bild auf der Leinwand - und macht „Hotel Rock’n’Roll“ zu dem, was es ist: eine lebensbejahende, irrwitzige, von Spiellust geprägte, leichte Sommerkomödie, wie sie Glawogger bestimmt gefreut hätte - wohl auch eine Intention seines Kollegen Ostrowski, der mit „Hotel Rock’n’Roll“ ein gelungenes Regiedebüt feiert: „Es steckt sehr viel Glawo drin, weil er mit mir alle diese Figuren erfunden hat und die Geschichten geschrieben hat. Und weil er ein Team formiert hat, das über viele Jahre hinweg heute noch da ist. Und sie alle hat der Glawo zusammen gebracht und ich habe mit übernommen. Sein Spirit ist über all dem. Das ist das Wichtigste.“