Heimatlicher Auftakt im Grazer Schauspielhaus

Mit zeitgenössischer Dramatik startet das Grazer Schauspielhaus in die neue Spielzeit: Das Auftaktstück „Die Neigung des Peter Rosegger“ des jungen oberösterreichischen Autors Thomas Arzt beschäftigt sich dabei mit dem Begriff Heimat.

Eine Kleinstadt in der steirischen Provinz - auf den ersten Blick ist alles normal, doch etwas stimmt nicht: Peter Rosegger kippt nach rechts oder nach links - je nach Perspektive. Der Wiesinger soll’s richten, die Statue des Heimatdichters gerade rücken: „Das ist der Weg eines ganz normalen Bürgers: von ‚Ich stehe in der Mitte der Gesellschaft und bin erfolgreich‘ bis dahin, dass er schließlich eine Geiselnahme auf dem Stadtplatz macht und sich zerreibt an Fragen zu Heimat, der Identität“, beschreibt Regisseurin Nina Gühlstorff.

„Figuren, die alle ihr Recht haben“

Über den Autor Thomas Arzt sagt die Regisseurin: „Er schreibt Figuren, die alle ihr Recht haben, obwohl sie teilweise Figuren sind, wo man denkt: ’Mensch, die sind ja ganz schön weit am rechten Rand. Aber selbst diese Figuren sagen Sachen, die in einigen Bereichen stimmen.“

Rosegger

ORF

Arzt selbst beschreibt sich als „Menschenfreund. Ich glaube, dass jeder so ein Heimatgefühl in sich trägt, und mich interessiert: Wie packt man jemanden, den man eigentlich argumentativ nicht versteht.“ Arzts erstes Stück aus dem Jahr 2008 trug den Titel „Grillparz“, 2012 wurde der junge Oberösterreicher für „Alpenvorland“ am Heidelberger Stückemarkt prämiert.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 14.9.2016

„Viele Risse und Spalten“

In „Die Neigung des Peter Rosegger“ rückt Arzt schief wieder mittig, indem er das Konzept „Heimat“ neu und positiv besetzt. Dabei wird aus politischer Abgrenzung Gemeinschaftsgefühl - ein Wunsch für die Zukunft? „Ich seh’ gerade sehr viele Risse und Spalten. Es wird ja auch von der gespaltenen Gesellschaft gesprochen. Ich glaube tatsächlich, dass das ein Problem ist, wo man wieder in den Dialog treten muss, dass das eigentlich wieder ein Sich-in-der-Mitte-begegnen sein muss - mit allen Unterschiedlichkeiten“, so Arzt.

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