Der Körper als Erinnerungsarchiv

Die große „herbst“-Ausstellung nennt sich „Body Luggage. Migration von gestern“. Im Mittelpunkt steht dabei Körpersprache als kulturelle Ausdrucksform über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg.

„Body Luggage“

Die Ausstellung im Kunsthaus Graz ist bis 8. Jänner 2017 zu sehen.

Allgegenwärtig ist im heurigen steirischen herbst die Lebenssituation von Flüchtlingen - mehr dazu in steirischer herbst: „Wir schaffen das“ und in steirischer herbst thematisiert Flüchtlingslage (15.6.2016). Und auch die zentrale Ausstellung beschäftigt sich mit der Migration und der damit verbundenen Wanderung von kulturellen Codes.

Nur die Erinnerung bleibt

Manchmal bleibt den Menschen nach einer Flucht oder Vertreibung nichts als die bloße Erinnerung. Diese Erinnerung hat in der Regel auch mit dem bisherigen Kulturstandard, den Normen, Regeln und Übereinkünften der Kultur, die verlassen werden mussten, zu tun.

„Was Menschen in Notsituationen mit sich bringen, wird zur Basis von Erinnerungsarchiven - von der Suche einer einstmals unbewohnten Insel, nach den ‚mündlichen Objekten‘ von Sklaven und Schuldknechten für das geplante Museum Maison des civilisations et de l’unite Reunionnaise bis zum aktuellen Archivio Memorie Migranti auf Lampedusa“, führt die aus Indien stammende Kuratorin Zasha Colah aus.

Österreichisches, Indisches, Serbisches

Zu Beginn der Schau wird der Lebensweg der österreichischen Künstlerin Hilde Holger präsentiert. Die Pionierin des expressionistischen Tanzes im Wien der 30er-Jahre flüchtete 1938 vor den Nazis ins Exil ins indische Bombay. Dort gründete sie wieder ein eigenes Studio und wurde zu einer der Pionierinnen des Modernen Tanzes in Indien. Die Inderin Padmini Chettur zeigt eine Videoinstallation, in der die Tänzerin ausgehend von einem klassischen indischen Text eine neue Körpersprache entwickelt.

Ausstellung steirischer herbst, Kunsthaus, Padmini Chettur

Sara (Padmini Chettur, „Beautiful Thing 1“, 2009)

Padmini Chettur präsentiert eine Videoinstallation

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 24.9.2016

„Hymne für das Meer“

Hitein Lin aus Myanmar entwickelte zu Beginn des neuen Jahrtausends in einem Gefängnis in Burma für seine Mithäftlinge eine Performancekunst - sie hat sich laut Colah zu einer weitverbreiteten Kunstform in Burma entwickelt. Die in Paris lebende Künstlerin Caecilia Tripp hat basierend auf den Liedern der Flüchtlinge auf Lampedusa die Videoarbeit „Hymne für das Meer“ produziert.

Ein Ort - viele Gesichter

Die serbische Künstlerin Milica Tomic stellt in einer Installation die Geschichte des Konzentrationslagers Omarska in Bosnien-Herzegowina vor. Von einem Bergwerk, über ein Konzentrationslager während des Balkankrieges, in den Besitz eines internationalen Bergwerkunternehmens und schließlich als Studio für die jüngste serbische Filmproduktion - Tomic greift in ihrer Arbeit die verschiedenen Gesichter des Ortes auf.

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