Minoriten-Kulturzentrum interpretiert Bibel neu

Das Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz (KULTUM) analysiert in einer aktuellen Schau das Buch der Bücher - und interpretiert es neu: So trifft man bei „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ etwa Martin Luther als Museumswärter an.

Rund 100 Werke von 33 internationalen Künstlern als „zeitgenössische Zugriffe auf ein Buch, die Spuren legen für Themen, die letztlich zeitlos und aktuell zugleich sind“ sollen Besuchern das „Buch, das in der Menschheitskultur zu den wesentlichsten Inspirationsquellen der Kunst zählt“, nahe bringen.

Spannung von Atheismus und Glauben

Die Zahl 77 im Titel „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ bezieht sich laut Kurator Johannes Rauchenberger auf ein biblisches Zahlenspiel und inmitten dieses Sprache, Bilder und Deutungen untersucht: „Diese Spannung von Atheismus und Glauben, von Fundamentalismus und ehrlichem religiösem Glauben, das kommt auch immer wieder vor“, verrät Rauchenberger.

Ausstellungstipp:

„VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ - noch bis 8. Juli im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz (KULTUM)

Zur Vorlage Bibel finden die Künstler unterschiedlichste Zugänge - von „Schöpfung und Chaos“ über das „Fremde an der Bibel“, dem „Hohenlied der Liebe“, bis hin zu „Fundamentalismus und Gewalt“ und „die Bibel als Bilderzählung“. In acht Themenkreisen wurden die Exponate zu einem „Ausstellungsparcours“ sortiert.

„Herr Martin“ als Museumswärter

Eines davon ist dem Fortwirken des Kirchenreformators Martin Luthers gewidmet. Im Werk der Wiener Künstlerin Dorothee Golz, die in ihren „digital paintings“ eng an der Grenze von Malerei und Fotografie arbeitet, wird „Herr Martin“ sozusagen zum Kongressteilnehmer am kunsthistorischen Seminar im Museum.

Dorothee Golz: Herr Martin, 2015, C-Print (Diasec), 128x100 cm

Dorothee Golz und Charim Galerie Wien

Dorothee Golz: Herr Martin, 2015, C-Print (Diasec), 128x100 cm

„Vielleicht ist er auch einfach nur der Museumswärter, der sich vor seinem Lieblingsbild, der Verführung im Paradies, ablichten lässt“, so der Pressetext.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 1.3.2017

Bibelgeschichten ins Heute transferiert

Die Geschichten und Inhalte der Bibel in die Gegenwart zu spiegeln, haben sich gleich mehrere Künstlerinnen und Künstler zum Thema genommen. Recht drastisch etwa eine Darstellung der (geplanten) Opferung Isaaks durch Abraham des kroatischen Künstlers Zlatko Kopljar - ein „Gegenbild“ zur latenten Gewaltbereitschaft von Religionen.

Zlatko Kopljar: Sacrifice of Isaac (Opferung Isaaks), 1995

Zlatko Kopljar

Zlatko Kopljar: Sacrifice of Isaac (Opferung Isaaks), 1995

Auf die Geschichte der Arche Noah nimmt die finnische Kunstschaffende Maaria Wirkkala Bezug. Sie lässt Tierfigürchen auf einer Brücke, ausgehend von zwei Büchern, welche die Brückenköpfe bilden, in die jeweils andere Richtung ziehen. Die beiden Bücher sind eine Bibel und ein Koran.

Maaria Wirkkala: „Found a Mental Connection“ (2003)

Vehbi Koc Foundation Contemporary Art Collection, Istanbul

Maaria Wirkkala: „Found a Mental Connection“ (2003)

Die Ausstellung „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ hat weitere Partner: Sie wird im Jahr 2018/19 im neu erbauten „Museum of the Bible“ in Washington übernommen und in der dortigen Schiene „Die Bibel und ihre Wirkungsgeschichte in Kunst und Kultur“ gezeigt. Die Ausstellung findet zudem zum 30. Geburtstag der deutschen Stiftung Bibel und Kultur statt, die „das alte Wissen der Bibel wachhalten und mit dem Heute konfrontieren will“. Vorsitzende ist die Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan.

religion.ORF.at

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