Gotische Kunst im barocken Kloster

Eine großzügige Schenkung macht die Kunstsammlung von Stift Admont um eine Facette reicher: Der Gotik-Spezialist Kuno Mayer überließ dem Stift den Großteil seiner Sammlung - gezeigt wird sie unter dem Titel „Dem Himmel nahe“.

Es sind hauptsächlich Skulpturen und Tafelbilder, die auf rund 400 Quadratmetern im neu gestalteten, ehemaligen barocken Pferdestall des Stifts am Eingang zum Gesäuse präsentiert werden. Die an die 500 Jahre alten Kunstwerke wurden über mehr als vier Jahrzehnte von dem Antiquitätenhändler aus Vorarlberg gesammelt - Kuno Mayer ist ganz nebenbei auch jener Mann, der zu Lebzeiten von Rudolf Leopold zum größten Teil dessen Gotik-Sammlung aufgebaut hatte.

"Dem Himmel so nah"

APA/Archiv Stift Admont

85 Einzelobjekte wählte der gelernte Textil- und Bekleidungstechniker, der seit den 80er-Jahren einen Antiquitätenhandel in Bregenz führt, für die Präsentation in Admont aus. Gezeigt werden sie nun in der auf seine Anregung hin in nobles hellgrau getauchten Säulenhalle.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 21.4.2017

Ausgewählte Heiligkeit im weichen Stil

Zu sehen sind Kunstwerke, die die Passion Christi und das Marienleben vergegenwärtigen und ausgewählte Heilige präsentieren. Es sind vor allem Werke der Spätgotik mit der charakteristischen Formensprache des sogenannten „weichen Stils“ mit seinen harmonisch in sich ausgewogenen Formen, sanft ondulierenden Faltenwürfen und den gefühlvollen Gesichtern und vergeistigten Blicken. Viele der Werke waren bereits in wichtigen Gotik-Ausstellungen zu sehen, niemals aber in der Fülle, die der Sammler und zugleich Kurator der Ausstellung nun in Admont vereinte.

"Dem Himmel so nah"

APA/Archiv Stift Admont

Die Welt der Spätgotik erleben

Audioguides und kurze Ausstellungstexte erleichtern es dem Besucher, in die Bildwelt der Spätgotik einzutauchen, akustisch wird der Ausstellungsbesucher von Musik aus dem Mittelalter bis zur Renaissance begleitet.

Vom Salzburger Meister von Seeon sind sowohl ein „Heiliger Leonhard“ (um 1430) als auch ein „Heiliger Thomas“ ausgestellt. Eine „Maria im Ährenkleid“ um 1500, die dem Meister von Kefermarkt zugeschrieben wird, wählte Mayer für Admont ebenso aus wie ein Hochrelief zur „Taufe Christi“, das dem um 1500 im Südtiroler Brixen ansässigen Hans Klocker zugeschrieben wird.

Aus der Ulmer Werkstätte des Nikolaus Weckmann stammt die berührende, rund einen Meter große „Heilige Katharina von Alexandria“. Mit dem „Heiligen Laurentius“ des Michael Erhart ist laut Mayer ein zentrales Werk der schwäbischen Skulptur der Spätgotik zu sehen. Das älteste Stück ist ein romanisches Taufbecken, „eine kunsthistorisch absolute Rarität“, wie der Sammler erläutert.

Füllen Admonter „Lücken“

„Die Kunstwerke fügen sich bestens in das über Jahrhunderte gewachsene heutige ‚Universum‘ des 1074 gegründeten Stiftes Admont ein und füllen die Lücken, die einerseits der große Stiftsbrand von 1865 und andererseits die Wirtschaftskrise der 30er-Jahre geschlagen hat, als sich das Kloster von vielen bedeutenden Kunstwerken trennen musste“, hebt Michael Braunsteiner, künstlerischer Leiter des Admonter Museums hervor.

"Dem Himmel so nah"

APA/Archiv Stift Admont

„Kein Mausoleum in meinem Namen“

Er habe lange Zeit österreichweit sondiert, wem er seine Sammlung überlassen wolle, Admont habe er viele Male anonym besucht, so Mayer. Ihm sei es wichtig gewesen, dass die Kunstwerke, die Jahrhunderte überdauert haben, für die Mitmenschen und nächste Generationen erhalten bleiben: „Es soll kein Mausoleum in meinem Namen werden. Ich will ein lebendiges Gebilde, es müssen Impulse gesetzt werden, nach innen und außen“, schildert der Sammler seine Bedingungen für die Schenkung. Das Stift sei in dieser Hinsicht „auf dem besten Weg“: Erst kürzlich erweiterte es die Gotiksammlung um zwei aus dem Ausland angekaufte Figuren.

"Dem Himmel so nah"

APA/Archiv Stift Admont

Das Stift Admont beherbergt die größte Klosterbibliothek der Welt - mit rund 70.000 Bänden und an die 160.000 Druckwerken insgesamt - und hat auch darüber hinaus Sammlungen zu bieten: Etwa das „Naturhistorische Museum“ mit seiner Raritätenschau aus dem Bereich der Fauna, Flora und Mineralien aus dem zu Ende gehenden 19. Jahrhundert oder das „Kunsthistorische Museum“ mit bedeutenden Exponaten von der Romanik bis zum Barock und Objekten aus der kirchlichen Schatzkammer, sowie eine über 20 Jahre aufgebaute Sammlung der Gegenwartskunst.

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