Das Grazer Volkskundemuseum lädt ins Bett

Gut ein Drittel unserer Lebenszeit verbringen wir im Bett. Zwischen Geborgenheit und Abgründen wird das mehrdeutige Möbelstück bis Ende 2018 in einer Sonderausstellung im Grazer Volkskundemuseum beleuchtet.

Knechte, die in aufklappbaren Bänken oder Tischen schlafen, Lotterbetten in der Rauchstube oder schicke Designerbetten - der Blick durch die Jahrhunderte auf die Bettstatt erzählt viel von gesellschaftlichem und sozialem Hintergrund. Damit eröffnet der Streifzug von der Wiege bis zum Sterbebett im Volkskundemuseum auch vielerlei Bedeutungen des Ruhelagers.

Über die Vielfalt eines Möbelstücks

„Die Ausstellung erzählt uns, wie vielfältig dieses Möbelstück ist, wie viel Zeit wir in ihm verbringen - von der Geburt bis zum Tod und alle Stadien dazwischen: Kinder werden dort gemacht, Kinder sind dort krank, Erwachsene lieben es, sich dorthin zurückzuziehen, zu lesen. Oft wird auch darin gearbeitet, telefoniert - mit der ganzen Welt nimmt man Kontakt auf, liegt aber daheim im Bett“, gab Kuratorien Eva Kreisel zu bedenken.

Im Bett / Volkskundemuseum

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Ausstellungstipp:

„Im Bett. Episoden einer Zuflucht“ - bis 31. Dezember 2018 im Grazer Volkskundemuseum

In Episoden hat sie die Ausstellung aufbereitet, erzählt von der Welt des Traums - ob in surrealen Bildern des schwedischen Fotokünstlers Erik Johansson oder in einer Videoprojektion zum Thema Alpträume, „wo wir auf die alten Möbel des Volkskundemuseums eine moderne Installation projizieren. Daneben gibt es dann die alten Abwehrmittel: Neumondmesser, Drudenkreuz, Drudenstein oder eben auch den Allermannsharnisch - alles abergläubische Mittel, mit denen man früher versuchte, diesen Alpdruck, diese Ängste vor dem Einschlafen, zu bekämpfen.“

Das Bett als Statussymbol

Weitere Stationen erzählen von der Erotik im Bett und zeigen eine Auswahl an Miniaturbetten vom Barock bis zu Barbies pinkem Plastikschlafzimmer: „Dass das Bett ein Statussymbol geworden ist, hat sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg weit verbreitet, wo Menschen, die damals zu uns geflüchtet sind, sich das erste gemeinsame Ehebett leisten konnten. Vorher war es üblich, dass man mit mehreren Leuten in einem Bett geschlafen hat - mit zwei oder drei Kindern. Dann wurde mehr Wert darauf gelegt, dass man ein eigenes Bett hat“, berichtete die Kuratorin.

„Auch im Bett keine Sicherheit, wenn Krieg ist“

Aber was, wenn man kein eigenes Bett hat? Im Innenhof des Volkskundemuseums steht ein riesiges blau bemaltes Bett mit einer schwebenden Decke - bemalt von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen, die darauf ihre Erinnerungen, Sehnsüchte, Sorgen und Ängste ausdrücken.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 28.6.2017

„Manche dieser Burschen sagten, ihnen sei egal, wo sie schlafen, manche verbanden Sicherheit damit. Ein Satz, der mir sehr in Erinnerung geblieben ist, lautete: ‚Wenn draußen Krieg ist und keine Sicherheit herrscht, dann hast du auch im Bett keine Sicherheit.‘ Und wegen dieser Lebenssituationen mussten sie eben von zu Hause fort; hatten kein Bett, hatten wirklich schlimme Erlebnisse auf der Flucht - und die haben sie in diesem Projekt teilweise bearbeiten können“, so Kreisel.

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