Grazer Forscher entdecken Bienen-„Klimaanlage“

Riesenhonigbienen bauen an Bäumen, Felsen oder Gebäuden frei hängende Nester mit einer zentralen Wabe. Wie Grazer Forscher herausgefunden haben, verfolgen sie offenbar auch einen speziellen Weg, um ihr Nestinneres zu belüften.

Nicht nur unsere heimischen Honigbienen haben mit natürlichen und unnatürlichen Feinden zu kämpfen - auch die südasiatische Riesenhonigbiene (Apis dorsata) muss ihr Heim verteidigen. Die Insekten bauen ihre Nester meist freihängend an Bäumen, Felsen oder Gebäuden; dies bietet ein ideales Ziel für Angreifer wie Wespen oder Vögel.

Ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem

Um diese Feinde zu vertreiben, setzen die Bienen sogenannte Verteidigungswellen ein: Dabei reihen sich hunderte von Bienen an der Nestoberfläche auf und schlagen nacheinander ihr Hinterleib nach oben. Dadurch entsteht ein wellenförmiges Muster, das die Angreifer irritiert und abschreckt.

Frischluft aus Eigenproduktion

Ein Team aus Wissenschaftlern rund um den Grazer Forscher Gerald Kastberger, der am Institut für Zoologie an der Universität Graz forscht, machten aber noch eine weitere interessante Entdeckung: Nach Auswertung von rund 200 Stunden Video- und Infrarotaufzeichnungen in Nepal wurde herausgefunden, dass Kolonien in der Lage sind, ihre Nester abzukühlen. „Die Bienen sind in der Lage, kleinere Areale der Nestoberfläche deutlich kühler zu halten als den Rest. Je höher die Außentemperatur, umso mehr gekühlte Regionen entstehen in den Nestern“, so Kastberger.

Für die Frischluftzufuhr bilden die Bienen Konvektionstunnel, über die die kühle Luft zu den Brutzellen gepumpt wird. Der für den Luftstrom notwendige Unterdruck wird von den Bienen selbst erzeugt: An gewissen Nestarealen strecken sich hunderte Bienen gleichzeitig mit ihren Extremitäten von der Wabe weg. Durch die damit verbundene Vergrößerung des Nestvolumens fällt der Druck im Inneren ab und frische Luft kann hinein.

Bienen sorgen für Unterdruck im Inneren

Obwohl dieses Beinstrecken der Bienen nur zu geringen Auswölbungen des „Bienenvorhangs“ von rund 160 Mikrometer führt, ist der Effekt durchaus ausreichend, wie die Grazer Forscher errechnet haben: So könne eine 1.000 Quadratzentimeter große Region rund um einen Konvektionskanal im Nestinneren mit rund einem halben Liter Frischluft stündlich versorgt werden, ergaben erste Berechnungen. In der nachfolgenden Phase werde die Luft aus dem Nestinneren rhythmisch allein durch das Gewicht des zurückschwingenden „Bienenvorhangs“ herausgedrückt.

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