SoKo „Friedrich“ sucht nach Verdächtigem

Nach dem mutmaßlichen Doppelmord in Stiwoll hat die Polizei jetzt eine Sonderkommission „Friedrich“ eingerichtet. Die Suche nach dem Verdächtigen läuft weiter - mit einer geänderten Strategie. Geplant war die Tat offenbar nicht.

Die Polizei informierte Samstagvormittag in einer Pressekonferenz über den aktuellen Ermittlungsstand. Bisher waren bis zu 400 Beamte im Einsatz. Es wurde rund 100 Hinweisen nachgegangen, doch der Mann blieb verschollen. „Wir suchen einen bewaffneten Straftäter, nicht einen Vermissten“, so der Direktor des Bundeskriminalamtes, Franz Lang.

Keine konkreten Fluchtvorbereitungen

Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Tat nicht geplant war, so Rene Kornberger, Leiter der Sonderkommission: „Tatsache ist, dass die Besprechung, im Zuge derer es zu dieser Tat gekommen ist, für Samstag geplant war. Da hat sich der Beschuldigte bewusst nicht an seinem Wohnsitz aufgehalten. Aufgrund gewisser Umstände ist die Besprechung auf Sonntag verschoben worden, da war er zu Hause." Es gebe laut Kornberger keine konkreten Fluchtvorbereitungen. Der Reisepass des Verdächtigen würde bei der Bezirkshauptmannschaft liegen. Auch andere relevante Dokumente, wie etwa der Führerschein, konnten sichergestellt werden.

Fokus auf Ermittlungsarbeit

Ein Großteil der relevanten Örtlichkeiten sei schon untersucht worden, so der Leiter der Sonderkommission, weshalb man sich jetzt stärker auf die Ermittlungsarbeit konzentriere. „Für weitere Durchsuchungen wird nicht mehr so viel Personal gebraucht. Bei konkreten Anhaltspunkten, dass sich der Täter an einer bestimmten Örtlichkeit aufhält, werden wir die Kräfte wieder zusammenziehen und Durchsuchungen durchführen“, so Kornberger. Vorrangiges Ziel sei natürlich die Fahndung nach dem Beschuldigten.

Geänderte Suchstrategie

Die Strategie bei der Suche wird abgeändert. Laut Landespolizeidirektor werden „eine örtliche, überörtliche sowie österreichische und internationale Fahndung“ beibehalten, jedoch wird die Strategie nun laut Franz Lang von einer „Geländefahndung in eine Ermittlungsfahndung übergeführt“. Analysen und gezielte Überprüfungen stünden jetzt auf der Tagesordnung.

Schutzmaßnahmen bleiben aufrecht

Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte, dass der 66-Jährige einen Fluchthelfer hatte, heißt es von der Polizei. Wo sich der Verdächtige aufhält, ist nach wie vor unklar: "Bisher sind wir davon ausgegangen, dass sich der Täter im Nahbereich von Stiwoll aufhält. Jetzt ist es aber naheliegend, dass er sich weiter entfernt hat“, so Kornberger. In Stiwoll bleiben die Schutzmaßnahmen aufrecht.

Die SoKo „Friedrich“ wird mit dem Bundeskriminalamt zusammenarbeiten. Das Leben des Verdächtigen wird genau untersucht, so Franz Lang: „Welche Kontaktpunkte hatte er, welche Orte kennt er, wie bedient er sich in der Kommunikation, wie schaut es mit Fremdsprachen aus, all das wird durchleuchtet. Daraus ergeben sich Ansatzpunkte für Fahndungen."

Schwierige Suche nach Verdächtigem

Die Suche bleibe schwierig, weil alles spontan abgelaufen sei, bekräftigt der Direktor des Bundeskriminalamtes: „Es gibt wenig Hinweise auf Planungen. Das Gebiet ist enorm schwierig zu durchsuchen, auch deshalb, weil man beim ersten Täterkontakt mit einer gefährlichen Situation rechnen muss. Und der Täter selbst ist es gewohnt, sich tagelang im Wald zu bewegen, im Freien zu bewegen. Er ist relativ sportlich und versteht es durchaus, sich einige Tage durchzuschlagen mit wenig Ernährung."

Der Doppelmord von Stiwoll

Ehefrau half bei Suche

Bei der Tatwaffe handelt es sich definitiv nicht um eines der beiden Gewehre seiner Ehefrau. Diese habe sich laut Polizei bisher kooperativ gezeigt und den Beamten bei der Suche geholfen. Zu ihr soll der Verdächtige guten Kontakt gehabt haben - im Gegensatz zu seinen Töchtern, auf die das Anwesen der Familie bereits überschrieben sei. Der 66-Jährige sei auch nicht entmündigt.

Seit dem vergangenen Wochenende herrscht in Stiwoll Ausnahmezustand: Nach dem Doppelmord am Sonntag und der seither laufenden Fahndung nach dem mutmaßlichen Täter ist in dem Ort nichts wie sonst, die Polizei bestimmt das Bild - mehr dazu in Stiwoll: Ein Ort in Ausnahmezustand (3.11.2017).

Der gesuchte Täter

Polizei

Der gesuchte Mann

Begräbnisse am Samstag bzw. Dienstag

Am Samstag wurde eines der Opfer des mutmaßlichen Todesschützen, ein 64-jähriger Nachbar des Mannes, am Friedhof von Stiwoll zu Grabe getragen. Die Verabschiedung wurde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen organisiert; Polizisten beschützten die Trauernden.

Das zweite Opfer, eine 55-jährige Frau, soll am Dienstag beerdigt werden. In beiden Fällen war gebeten worden, von Blumengestecken oder Kränzen abzusehen und stattdessen an die Pfarrkirche Stiwoll bzw. für die örtliche Feuerwehr bzw. für den Musikverein zu spenden.

Die Suche rund um Stiwoll war bisher erfolglos - mehr dazu in Alarmfahndung in Thal und Doppelmord: Cobra durchsuchte Stollensystem. Die Objekte und Personen, die auf der Gefährdungsliste der Polizei stehen, werden weiterhin intensiv überwacht - mehr dazu in Doppelmord: Verdächtiger „kein Unbekannter". Die Volksschule und der Kindergarten sollen nächste Woche wieder geöffnet werden.

Mit Gewehr auf Nachbarn geschossen

Der gesuchte 66-Jährige hatte am Sonntag mit einem Gewehr das Feuer auf seine Nachbarn eröffnet: Eine 55 Jahre alte Frau und ein 64-jähriger Mann starben, eine weitere Anrainerin wollte fliehen und wurde schwer verletzt, sie ist außer Lebensgefahr - mehr dazu in Zwei Menschen in Stiwoll erschossen.