Doppelmord in Stiwoll: Polizei hofft aufs Wetter

Fast drei Wochen nach dem Doppelmord von Stiwoll ist der mutmaßliche Täter immer noch nicht gefasst. Am Donnerstag nannte die Polizei Ermittlungsdetails: Man setze jetzt aufs Wetter, hieß es.

Großes Medieninteresse herrschte in der Zentrale der „SOKO Friedrich“ in Graz bei der Präsentation der bisherigen Fahndungsergebnisse. Mit einem erhofften Durchbruch konnten die Ermittler dabei jedoch nicht aufwarten.

Fahndungsbilder

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„Keinen konkreten Anhaltspunkt“

"Derzeit habe wir keinen konkreten Anhaltspunkt, dass die Person sich im Umfeld von Stiwoll aufhält, aber auch an einer Örtlichkeit außerhalb von Stiwoll. Aber wir haben auch keinen konkreten Hinweis, dass die Person tot sein könnte, sagte SOKO-Leiter Rene Kornberger. Die Sonderermittler haben auch ein neues Fahndungsbild erstellt, das den 66-jährigen Gesuchten so zeigt, wie er nach insgesamt 19 Tagen Flucht vermutlich aussehen könnte.

Die Polizei hofft auf die weitere Mitwirkung der Bevölkerung, um den gesuchten 66-Jährigen möglichst rasch zu finden.

Suche nach „goldenem Faden“

Wichtig sei es jetzt, „den goldenen Faden zu finden, und sich dann daran weiterzuhandeln“, so Kornberger. Man werde weiterhin sämtlichen Hinweisen nachgehen. Der mutmaßliche Täter ist nach wie vor auf der Flucht. Profiler gehen davon aus, dass er sich noch in der Umgebung aufhält - mehr dazu in Profiler zu Stiwoll: Gesuchter im Nahbereich (10.11.2017) und in Stiwoll: Kriseninterventionsteam zieht Bilanz.

Keine Ergebnisse auch durch DNA-Profil

Auch ein DNA-Profil vom Beschuldigten, das mittlerweile erstellt wurde, habe bis dato keine Ergebnisse gebracht. Und das, obwohl man zahlreiche Vergleiche an Orten durchgeführt hat, an denen sich der Beschuldigte nach Hinweisen von der Bevölkerung möglicherweise aufgehalten hat.

SOKO "Friedrich"

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Keine Kontaktaufnahmen bekannt

Major Michael Lohnegger von der SOKO sagte, bisher seien über zehn DNA-Spuren eingeschickt worden und vorrangig behandelt worden. Der Mann könnte sich zu Fuß auch aus dem unmittelbaren Bereich von Stiwoll entfernt haben. „Wir haben keine Erkenntnis, dass er Kommunikationsmittel dabei oder jemand kontaktiert hat“, sagte der Major: „Aber wir haben auch schon Personen gesucht, die über sechs Wochen im Unterholz gelebt haben.“ Nachgegangen werde jedem Hinweis in gewisser Priorität: Zum Beispiel die Meldung eines Hüttenbesitzers, der darin eine Kaffeemaschine eingeschalten fand, sich aber leider nicht genau erinnern konnte, ob er das selbst gewesen sei.

„Kein Stadtkind, kein Otto Normalverbraucher“

Lohnegger betonte zum wiederholten Male seitens der Polizei, dass es sich bei dem Gesuchten nicht um einen „Durchschnittsmensch“ handle. „Der hat Erfahrung, wie lange er im Wald überleben kann, der ist kein Stadtkind und kein Otto Normalverbraucher. Ein Jäger hat uns gesagt: Wenn jemand nicht gefunden werden will in diesem Gebiet, dann findet ihn keiner.“

Hoffen auf Winterwetter

Die Ermittler hoffen jetzt auf Hilfe durch das zunehmend winterliche Wetter. „Natürlich ist es für den Beschuldigten sehr schwer, sich derzeit bei der Kälte im Freien zu bewegen. Wir gehen davon aus, dass er sich einen Unterschlupf suchen wird. Und da hoffen wir, dass wir eine entsprechende Spur bekommen, aufgrund der wir belegen können, dass er sich an einer bestimmten Örtlichkeit aufgehalten hat. Wir werden dann DNA-Spuren sichern und einen Abgleich machen“, sagte Kornberger.

Der Doppelmord von Stiwoll

Suche in drei europäischen Ländern

Kornberger sagte weiters, dass man auch Überprüfungen in drei europäischen Ländern vorgenommen habe - einmal an einem Ort, wo der Gesuchte einen Urlaub verbrachte und einmal über eine Person, zu der er früher Kontakt hatte. Die Länder oder Details wollten die Fahnder nicht nennen.

Die Spuren im NÖ-OÖ-Grenzgebiet aus der Erstphase der Fahndung seien jedenfalls abgehakt. Bilder eines Verdächtigen aus einer Überwachungskamera seien Verwandten gezeigt worden, die hätten es ausgeschlossen, dass es der Gesuchte sein könnte.

Suche läuft weiter

Die Suche nach dem mutmaßlichen Doppelmörder laufe aber auch in Zukunft auf Hochtouren, hieß es am Donnerstag neuerlich von Seiten der Sonderkommission. Wie viele Ermittler weiterhin eingesetzt werden, wolle man aus ermittlungstechnischen Gründen jedoch nicht bekanntgeben. In Stiwoll kehrt offenbar wieder Normalität ein. „Am Samstag ist eine Jagd, wir haben da keine Bedenken, die Teilnehmer auch nicht“, sagte Kornberger. Man gehe davon aus, dass Unbeteiligten keine Gefahr durch den 66-Jährigen drohe.