Menschenhandel: Gebürtige Chinesin vor Gericht

Wegen des Vorwurfs des Menschenhandels muss sich seit Mittwoch in Graz eine gebürtige Chinesin vor Gericht verantworten: Sie soll mehrere Landsfrauen an Grazer Laufhäuser vermittelt haben.

Es geht ursprünglich um vier junge Chinesinnen, die über eine chinesische Schleppermafia nach Wien gekommen waren. Weil sie dort nicht mehr für Zuhälter arbeiten wollten, zogen sie nach Graz weiter, um sich hier in Laufhäusern einzumieten.

„War nur Dolmetscherin“

Über den Inhaber eines Chinarestaurants lernten die Mädchen die 39-jährige Angeklagte kennen. Die gebürtige Chinesin ist mittlerweile österreichische Staatsbürgerin, spricht perfekt Deutsch und arbeitet als Dolmetscherin - und nur das sei laut der Angeklagten auch ihre Rolle gewesen: für die Mädchen, die kaum ein Wort Deutsch sprechen, zu übersetzen, ihnen dabei zu helfen, sich im Alltag zurechtzufinden.

Sie habe ihnen auch die Adressen von Laufhäusern gegeben: Mit der Zeit hätte sie sich in der Branche ausgekannt und Tipps geben können, wo man gut verdienen könne - sie habe die Mädchen aber niemals unter Druck gesetzt oder ausgebeutet, so wie von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen.

Geld nur für Übersetzungen

Deren Anklage stützt sich auf die Auswertung von rund 1.500 Telefongesprächen, die die Angeklagte mit der Zeit mit rund 120 chinesischen Prostituierten geführt hat. Es sei wie ein Schneeballeffekt gewesen - die Mädchen hätten mich weiterempfohlen, und es hätten sich immer mehr bei mir gemeldet, so die Angeklagte. Dass die 39-Jährige Geld von den Prostituierten bekommen hatte, bestritt sie nicht, aber eben nur für ihre Übersetzungs- und Hilfstätigkeiten.

Zeugin: „Meine Freundin“

Eine als Zeugin geladene Prostituierte bestätigte am Mittwoch die Angaben der Angeklagten: Immer, wenn sie nicht kommunizieren konnte, habe sie „ihre Freundin“, wie sie aussagte, angerufen - die 39-Jährige habe ihr sehr geholfen.

Weil noch ein wichtiger Gerichtsakt fehlt, musste die Verhandlung vertagt werden; ein Urteil soll es aber noch im Jänner geben.