Graz eröffnet UNESCO-Menschenrechtszentrum

Anlässlich des 70. Jubiläums der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und des österreichischen UNESCO-Beitritts ist am Montag in Graz gefeiert worden - mit der Eröffnung eines internationalen Menschenrechtszentrums.

Was haben Graz und Buenos Aires gemeinsam? Seit Montag zumindest ein UNESCO-Menschenrechtszentrum, sagte Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) in seiner Festrede im Grazer Gemeinderatssaal: „Wir bekommen das zweite Trainingszentrum für Menschenrechte mit spezieller Ausrichtung für unsere südosteuropäischen Nachbarn und den afrikanischen Kontinent“, verkündete er.

Im Vorjahr haben die 192 Mitgliedsländer der UNESCO einstimmig beschlossen, dieses „Internationale Zentrum zur Förderung der Menschenrechte in den Gemeinden und Regionen“ in der Menschenrechtsstadt Graz in der Elisabethstraße zu errichten - mehr dazu in Menschenrechte: UNESCO-Zentrum für Graz (16.11.2017).

Dichtgedrängter Terminplan

Inhaltlich im Mittelpunkt steht der Beitrag zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen mit Schwerpunkt auf Menschliche Sichereit und einem weiteren auf lokaler und regionaler Ebene. Der Geschäftsführer des Zentrums, Klaus Starl, verweist bereits auf einen dichtgedrängten Terminplan.

„Gleich nächste Woche fahren wir nach Kairo, um für die arabische Städtekoalition die ersten Städtekapitel herzustellen, bereits im November ist angedacht, auf Einladung der Afrikanischen Union in Zusammenarbeit mit der UNESCO ein Menschenrechtscurriculum für die gesamtafrikanische Verwaltungsakademie auf Gemeindeebene zu entwickeln“, so Starl.

Hoffen auf einen Schub für die Menschenrechte

Gemeinsam mit dem seit 2016 an der Karl Franzensuniversität Graz bestehenden UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschliche Sicherheit entsteht so eine Art Menschenrechtscluster in der Steiermark. Gerd Oberleitner, Inhaber dieses Lehrstuhls, erhofft sich einen Schub für die Menschenrechte.

„Wir schaffen hier nicht nur das weltweit erste und einzige Kompetenzzentrum für Menschenrechte auf der lokalen und regionalen Ebene, sondern sind auch das erste Mal der Versuch, die aus einem zivilgesellschaftlichen Prozess entstandene Schaffung des Zentrums mit dem Leben und Forschungspotential einer Universität zu verknüpfen. So möchten wir dieses Zentrum in die Wissenschaftslandschaft intensiv einbetten“, so Oberleitner.

450.000 Menschen aus 150 Nationen

Bürgermeister Siegfried Nagl strich in seiner Rede die Bemühungen von Graz in Sachen Menschenrechte stark hervor: „Für eine kleine Stadt wie Graz bedeutet das, dafür Sorge zu tragen, dass sich täglich fast 450.000 Menschen aus 150 Nationen, die über 100 verschiedenen Religionsgemeinschaften kommen, die kulturell und sprachlich verschiedenste Wurzeln haben, respektvoll und friedlich zu begegnen.“

Man habe daher Strukturen geschaffen - beginnend mit dem Europäischen Trainingszentrum für Menschenrechte über den Interreligiösen Beitrat, das Integrationsreferat, das Friedensbüro bis hin zum Menschenrechtsbeirat und der Antidiskriminierungsstelle, die gemeinsam mit dem Land in die Wege geleitet wurde.

Gesellschaftsfähiger Rassismus

Das Land Steiermark vertrat bei dem Festakt Landesrat Christopher Drexler (ÖVP), der in seiner Rede auf viele dunkle Kapitel des vorigen Jahrhunderts verwies - Stichwort Erster und Zweiter Weltkrieg - und darauf, dass Menschenrechte wichtiger seien denn je: „Wir müssen gerade in Jubiläumsjahren darauf hinweisen, dass Errungenschaften wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte nicht selbstverständlich sind.“

Wie wichtig Menschenrechte seien, betonte auch die Grazer Stadtschreiberin Radka Denemarkova in Bezug auf die aktuellen Ereignisse rund um den Erdball. Sie sprach von einer dramatischen politischen Verschiebung: „Rassismus und Menschenverachtung werden gesellschaftsfähig. Was gestern noch undenkbar war und als unsagbar galt, ist kurz darauf Realität.“

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