Erste Zeugenaussagen im Pyramidenspiel-Prozess

In Graz wurde am Dienstag der Prozess um einen groß angelegten „Schenkkreis“ in der Weststeiermark fortgesetzt. Dabei wurden erste Zeugen befragt: Es ging um die Einsätze bei dem Pyramidenspiel und um mögliche Gewinne.

16 Angeklagte waren es zu Beginn - in neun Fällen gab es allerdings schon früh eine Diversion - mehr dazu in Pyramidenspiel-Prozess: Diversionen zum Auftakt (1.10.2018). Den noch auf der Anklagebank Sitzenden wird das Verbrechen des Pyramidenspiels und teils schwerer Betrug vorgeworfen.

Das Pyramidenspiel hatte sich von 2006 bis 2008 vor allem über Verwandte im Raum Voitsberg verbreitet. Die sieben Angeklagten hatten alle nicht nur ihre Einsätze wiederbekommen, sondern durchwegs Gewinne gemacht, einige sogar über 100.000 Euro. Anders erging es zahlreichen anderen Mitspielern, die ihre Einsätze verloren hatten, obwohl ihnen laut Anklage zugesichert worden war, sie könnten jederzeit ohne Verlust aussteigen.

Schriftliche Teilgeständnisse

Beim vorangegangenen Verhandlungstermin hatte der Staatsanwalt das Teilgeständnis des Erstangeklagten ziemlich zerpflückt - mehr dazu in Pyramidenspiel: Hauptangeklagter „kein Chef“ (9.10.2018). Der 52-Jährige sah sich daher am Dienstag bemüßigt, eine schriftliche Erklärung vorzulegen, in der er sein Geständnis bezüglich Teilnahme und Verbreitung eines Pyramidenspiels erneuerte. Die Zweitangeklagte folgte seinem Beispiel, auch sie bekräftigte ihr Teilgeständnis. Zum Betrug fühlten sie sich aber nach wie vor nicht schuldig.

10.000 Euro Verlust oder 13.000 Euro Gewinn?

Die erste Zeugin schilderte dann, wie sie 10.000 Euro einbezahlt habe. „Ich war dann schon ganz unten in der Liste, aber ich habe nichts bekommen“, bedauerte sie. „Warum nicht?“, interessierte den Richter. „Weil das Spiel nicht mehr weitergegangen ist“, antwortete die Frau. Sie fühlte sich geschädigt und möchte von den Angeklagten ihre 10.000 Euro zurück. „Ich habe mit dem Ganzen abgeschlossen, es hat mich aber sehr belastet“, meinte sie.

Dann hielt ihr einer der Verteidiger vor, dass sie eine Auszahlung von 23.000 Euro bekommen hätte - also keinen Schaden von 10.000, sondern einen Gewinn von 13.000 Euro verbucht habe. „Das weiß ich nicht mehr, da muss ich mit meiner Schwester reden“, wehrte die Befragte ab. „Bekommen sie so oft 23.000 Euro, dass sie sich nicht mehr erinnern können?“, wunderte sich ein Anwalt.

Als nächster Zeuge kam dann ihr Sohn, der ebenfalls mitgespielt hatte: Er hat 10.000 Euro eingesetzt und tatsächlich 80.000 bekommen. In gewisser Weise fühlte er sich trotzdem geschädigt, weil er seinen gesamten Gewinn an die Personen verteilt hatte, die er als seine Abdeckungen angeworben hatte. Schadensersatzansprüche stellte er aber keine.