Romeo und Julia kehren in Grazer Oper zurück

Mit „Romeo et Juliette“ kehrt nach 116 Jahren ein unsterbliches Liebespaar auf die Grazer Opernbühne zurück. Dem Werk des Komponisten Charles Gonoud aus dem Jahr 1867 steht William Shakespeares gleichnamige Tragödie Pate.

Romeo et Juliette

  • Oper in fünf Akten, Libretto von Jules Barbier und Michel Carré
  • In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
  • Premiere am 5. November 2016

Der Vorhang hebt sich und gibt den Blick auf einen unbändigen Liebestanz frei: „Das Ganze geht wahnsinnig emotional los - ich wollte, dass jeder Zuschauer schon nach zwei Sekunden so empathisch ist für diesen Liebeszustand, den man dann nicht mehr los wird“, verrät Regisseur und Bühnenbildner Ben Baur, der die Balletteinlagen der fünfaktigen Grand Opera als zweite Erzählebene - als Spiegelfläche für Romeo und Julia - einflicht, „die ein zwischen den Zeilen Lesen bedeutet“.

Ein Geburtstagskind und sein Diener

Es ist ein Liebes- und Lebenstanz, der in einen Danse Macabre mit großer Maskerade mündet. Den Shakespeare-Stoff siedelt Baur gut 300 Jahre später um 1900 an: „Bei der Frage, warum sie nicht zusammenkommen können, geht es bei uns ein bisschen um einen Standesunterschied: Romeo ist Teil der Dienerschaft, und Juliette versucht sich jetzt, an ihrem 18. Geburtstag, aus ihrer Kinderrolle herauszuemanzipieren - und verliebt sich Hals über Kopf in einen, den sie eigentlich nicht haben kann“, erklärt Baur.

Romeo et Juliette

Oper Graz / Werner Kmetitsch

Juliette (Sophia Brommer) und Roméo (Kyungho Kim) schwören sich ihre Liebe

Eine halbrunde unüberwindbar hohe Ziegelmauer mit einem riesigen Tor begrenzt die Opernbühne - der Platz davor ist zunächst Festsaal für Juliettes Geburtstagsfest, wo sie Romeo erstmals sieht und verwandelt sich für die Balkonszene durch eine schwebende Leinwand in einen Garten mit großem Gut im Hintergrund.

„Ein ganz großes Geschenk“

Schließlich wird das Halbrund zur schlichten Kirche für die geheime Hochzeit, ist Schauplatz der Morde an Mercutio und Tybald - und zuletzt die Gruft, in der die Tragödie ihr bekanntes, herzzerreißendes Ende findet: „Obwohl es ein Ende gibt, fühlt man eine ganz große Harmonie, ein Glück, eine Zufriedenheit - und ich glaube, dieser Mut für die Liebe und für sich selbst und den Partner einzustehen, ist ein ganz großes Geschenk“, so der Regisseur.

Romeo et Juliette

Oper Graz / Werner Kmetitsch

Eine unüberwindbar hohe Ziegelmauer begrenzt die Opernbühne

Die Titelpartien singen Sophia Brommer und Kyungho Kim. Am Pult des Grazer Philharmonischen Orchesters ist Robin Engelen, der die im deutschsprachigen Raum selten gespielte Oper und Charles Gounod als Polit-Opfer ehemaliger antifranzösischer Ressentiments sieht.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 4.11.2016

Dennoch habe der Komponist laut Engelen den Weg für die Moderne aufbereitet: „Was ich bei Gounoud schätze, ist, dass er es schafft, diese Welt der Liebe in eine Welt der verschiedenen Sinneswahrnehmungen umzuwandeln. Damit eignet sich diese Oper nicht nur wunderbar zum Hören, sondern man riecht die Musik auch förmlich, schmeckt die Musik - und das ist das Großartige an Gounoud.“

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