Theaterabend zwischen Rachsucht und Gier

„Kohlbein und Schatz“ - so nennt sich das jüngste Theaterstück des Autors Martin Ohrt für das Grazer Theater im Keller: Eine aktuelle Neudeutung des Ibsen-Klassikers „John Gabriel Borkman“ zwischen Rachsucht und Gier.

Anstatt des abgehalfterten, in seiner Dachkammer dahinsiechenden Bankiers John Gabriel Borkman steht in Martin Ohrts Stück ein gewiefter, nach Rache sinnender Banker auf der Bühne. Eben aus siebenjähriger Haft entlassen, will dieser Kohlbein alles zurück: Sein Haus, sein Geld und seine Frau, derer sich der ehemalige Freund der Familie, Bürgermeister Schmuck, etwas zu sehr angenommen hat. In die ehemaligen Geschäfte sind beide verstrickt - aber nur Kohlbein hat dafür gebüßt.

Berufliche und private Verstrickungen

Autor Martin Ohrt schildert: „Es gibt zwischen diesen beiden nicht nur berufliche, sondern auch private Verstrickungen. Beide Frauen sind Schwestern, das entspricht auch der Vorlage von Ibsen, aber hat sich jetzt nicht daraus ergeben. Es ist einfach eine zusätzliche Rivalität, die mit ins Spiel kommen kann - abgesehen von der geschäftlichen Realität.“

Hohlbein Schatz

Theater im Keller

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 26.1.2017

Denn ursprünglich waren Kohlbein und Schatz sehr eng befreundet: „Kohlbein - der Unternehmer, der auch viel riskiert hat, um einem Freund, dem Bürgermeister Schatz, zu helfen und für ihn Geld zu besorgen. Die riskanten Geschäfte gehen schief, und Kohlbein nimmt in Vertrauen auf Schatz die Schuld auf sich - in der Hoffnung, dann von seinem Freund beim Wiedereinstieg in die Gesellschaft unterstützt zu werden“, erzählt Ohrt.

Aktuell - aber „nicht aktualitätslastig“

Die Philosophie hinter dem Plot: „Ich versuche, Ideen für Stücke zu finden, die einen Bezug zum Zeitgeschehen haben - aber möchte nicht, dass das so aktualitätslastige Stücke sind, dass sie in zehn oder 20 Jahren womöglich niemand mehr versteht“, sagt Martin Ohrt.

In Szene gesetzt wird sein Stück von Alexander Kropsch - auf einer in grauschwarz gehaltenen Bühne: Die Frauen im kleinen Schwarzen, die Männer im grauen Anzug, alle dem Alkohol sehr zugetan. „Das Spannende ist die Form, weil alles sehr direkt ist. Das nimmt dem Klassiker ein bisschen die Schwere, weil es alles sehr verknappt, indem es direkter ist. Auch inhaltlich ist es einfach ein bisschen zeitbezogener. Das beschränkt sich nicht nur auf das Finanzwesen und die Gier, die sich rein ums Geld dreht, sondern auch um den Egoismus, den jede Figur vor sich herträgt“, interpretiert Kropsch.

Projekt, von dem beide Seiten profitieren

„Kohlbein und Schatz“ ist auch ein weiteres Stück Gegenwartsdramatik im Theater im Keller - ein Projekt, von dem beide Seiten profitieren, sind sich Regisseur und Autor einig. Kropsch erklärt: „Es ist in erster Linie für uns sehr spannend, an Texten mitzuarbeiten. Ich habe mich auch mit Martin Orth einige Stunden zusammengesetzt und diskutiert, was dem Stück gut tun könnte“ - „weil man doch als Autor, als Schreibender einen anderen Zugang zu dem Text hat, als jemand, der das auf die Bühne bringen muss oder vielleicht selbst auf der Bühne steht“, fügt Ohrt hinzu.

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