Eine Perücke als „Talisman“ gegen Vorurteile

Bereits 1840 ist der „Talisman“ von Johann Nepomuk Nestroy in Wien uraufgeführt worden. Doch das Stück ist zeitlos, wie jetzt eine Neuinszenierung im Grazer Schauspielhaus zeigt, dreht es sich doch um Vorurteile und Ausgrenzung.

Die Posse dreht sich um Hauptfigur Titus Feuerfuchs, der, wie sein Name schon sagt, rote Haare hat. Mit seinem „Talisman“ - einer Perücke - aber betört er die Frauen und klettert so auch skrupellos die Karriereleiter hinauf. Ein Stück, das nach wie vor ein Sittenbild unserer Gesellschaft ist - denn sobald Titus Feuerfuchs als Rotkopf von den Betrogenen enttarnt wird, wird er verstoßen, nach einer plötzlichen Erbschaft dann aber plötzlich doch wieder umworben.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“ 21.4.2017

Inszenierung ohne Schnickschnack

Der „Talisman“ ist zwar das meistgespielteste Nestroy-Stück, für Regisseur Dominique Schnizer dagegen die erste Nestroy-Inszenierung am Grazer Schauspielhaus, wo er einst selbst als junger Bub seine erste Theateraufführung erlebt hatte - ebenfalls einen Nestroy.

Talisman Nestroy Premiere Schauspielhaus

ORF

In klassischer Aufmachung beim Bühnenaufbau und beim Kostüm und viel Live-Musik will Schnizer ohne viel Schnickschnack zeigen, worum es ihm in erster Linie geht - nämlich um die Sprache: „Nestroy hat 83 Stücke geschrieben, und trotzdem ist er in fast allen Stücken, gerade beim ‚Talisman‘, so unglaublich genau und böse und präzise in der Sprache. Das fanden wir bei der Produktion total wichtig, dass wir es irgendwie schaffen, an diese geniale Sprache, an diese Formulierungen dran zu kommen.“

Talisman Nestroy Premiere Schauspielhaus

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An Texten und Musik gefeilt

Die Sprache Nestroys mischt sich in den Couplets mit den zeitkritischen Betrachungen des jungen steirischen, international erfolgreichen Dramatikers Ferdinand Schmalz. Eine Woche lang feilte er mit der Musikertruppe rund um Bernhard Neumaier an der Musikanpassung der Texte: „In den Couplets von Nestroy wird ja auch schon der Schönheitswahn kritisiert, und das andere sind tagesaktuelle Bezüge, und dazwischen spielt sich alles ab. Wir haben natürlich versucht, Bezüge ins Hier und Heute zu machen und zur tagesaktuellen Politik.“

Talisman Nestroy Premiere Schauspielhaus

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Von Donald Trump, über Sexismus, versponnenen Schönheitsdiäten bis hin zum Protest gegen das Grazer Murkraftwerk spannt sich so der Bogen des kritischen Zeitbefundes von Ferdinand Schmalz.

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