Eine Perücke als „Talisman“ gegen Vorurteile
Die Posse dreht sich um Hauptfigur Titus Feuerfuchs, der, wie sein Name schon sagt, rote Haare hat. Mit seinem „Talisman“ - einer Perücke - aber betört er die Frauen und klettert so auch skrupellos die Karriereleiter hinauf. Ein Stück, das nach wie vor ein Sittenbild unserer Gesellschaft ist - denn sobald Titus Feuerfuchs als Rotkopf von den Betrogenen enttarnt wird, wird er verstoßen, nach einer plötzlichen Erbschaft dann aber plötzlich doch wieder umworben.
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“ 21.4.2017
Inszenierung ohne Schnickschnack
Der „Talisman“ ist zwar das meistgespielteste Nestroy-Stück, für Regisseur Dominique Schnizer dagegen die erste Nestroy-Inszenierung am Grazer Schauspielhaus, wo er einst selbst als junger Bub seine erste Theateraufführung erlebt hatte - ebenfalls einen Nestroy.
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In klassischer Aufmachung beim Bühnenaufbau und beim Kostüm und viel Live-Musik will Schnizer ohne viel Schnickschnack zeigen, worum es ihm in erster Linie geht - nämlich um die Sprache: „Nestroy hat 83 Stücke geschrieben, und trotzdem ist er in fast allen Stücken, gerade beim ‚Talisman‘, so unglaublich genau und böse und präzise in der Sprache. Das fanden wir bei der Produktion total wichtig, dass wir es irgendwie schaffen, an diese geniale Sprache, an diese Formulierungen dran zu kommen.“
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An Texten und Musik gefeilt
Die Sprache Nestroys mischt sich in den Couplets mit den zeitkritischen Betrachungen des jungen steirischen, international erfolgreichen Dramatikers Ferdinand Schmalz. Eine Woche lang feilte er mit der Musikertruppe rund um Bernhard Neumaier an der Musikanpassung der Texte: „In den Couplets von Nestroy wird ja auch schon der Schönheitswahn kritisiert, und das andere sind tagesaktuelle Bezüge, und dazwischen spielt sich alles ab. Wir haben natürlich versucht, Bezüge ins Hier und Heute zu machen und zur tagesaktuellen Politik.“
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Von Donald Trump, über Sexismus, versponnenen Schönheitsdiäten bis hin zum Protest gegen das Grazer Murkraftwerk spannt sich so der Bogen des kritischen Zeitbefundes von Ferdinand Schmalz.